: BRD - Lieferant Nr.1
Der US–Bundesrechnungshof veröffentlichte in der letzten Woche eine Studie, nach der die BRD seit 1984 das wichtigste Lieferland für den Rassistenstaat ist - rund 25 Prozent betrage der Anteil der Importe, die die südafrikanischen Unternehmer aus der BRD erhalten. Die wiederum nimmt mit zwölf Prozent aller Exporte den vierten Rang unter den Südafrika–Kunden ein. Zwar veröffentlicht die Regierung in Pretoria keine Außenhandelsstatistiken, doch gleichwohl berichtet das hochverschuldete Land dem Internationalen Währungsfonds. Die IWF–Experten veröffentlichen deshalb auch die genauesten Zahlen. Vom Januar datieren die letzten Angaben über die Handelspartner Südafrikas: Mit Japan wurden Ex– und Importe über 2,33 Milliarden Dollar abgewickelt, mit der BRD für 1,98 Milliarden. Auf dem dritten Platz steht Großbritannien mit 1,4 und auf dem vierten stehen die USA mit 1,39 Milliarden Dollar. Weil die nachfolgenden Plätze von Frankreich und Italien belegt werden, ist die EG der mit großem Abstand wichtigste Versorger und Abnehmer Südafrikas. BRD–Handel mit Südafrika Inzwischen liegen auch die Außenhandelszahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden vor. Danach hat der gesamte Südafrika–Handel der BRD weiter abgenommen. Hatte er im Rekordjahr 1985 noch einen Wert von 8,2 Mrd. Mark, sank er 1986 auf 7,1 und 1987 auf 6,8 Mrd. Mark. (Die Zahlen des IWF beruhen auf anderen Berechnungsmethoden.) Ganz unterschiedlich ist die Entwicklung jeweils bei Ex– und Importen: Nahmen die Einfuhren aus Südafrika von 2,9 Mrd. Mark (1986) auf 2,2 Mrd. Mark (1987) ab, legten die Exporte von 4,2 auf 4,6 Mrd. Mark zu. Nach wie vor sind drei Viertel davon Investitionsgüter wie Fahrzeuge, Maschinen, elektrotechnische und chemische Produkte, die die Wirtschaft Südafrikas modernisieren sollen. Die Exporte sind also wirtschaftlich wesentlich wichtiger als die Importe. Dort sind für das letzte Jahr starke Verschiebungen zu registrieren. Die Kohleexporte nahmen nach den EG–“Sanktionen“ um 50 Prozent ab, der Import von Goldmünzen sank um über 90 Prozent, und der von unverarbeitetem Gold für industrielle Zwecke um die Hälfte. 6,5 Tonnen Goldmünzen im Wert von 155 Millionen Mark wurden 1986 noch importiert, 500 Kilogramm für 11,5 Millionen Mark waren es 1987. Ungleich wichtiger bleibt allerdings das unverarbeitete Gold: 8,2 Tonnen für 203 Millionen Mark wurden im letzten Jahr aus Südafrika eingeführt (1986: 16,3 Tonnen für 456 Millonen Mark). Bergbau– und chemische Produkte sowie Eisen– und Stahlerzeugnisse machten jedoch auch im letzten Jahr noch den Löwenanteil der Importe aus Südafrika aus (1,5 der 2,2 Mrd. Mark). Gegenstand der EG–Sanktionen waren auch Eisen– und Stahlerzeugnisse. Doch während die Importe insgesamt um 22 Prozent schrumpften, nahm die Einfuhr dieser Waren nur um acht Prozent ab. Unter die Rohstoffe und Halbwaren fallen auch die Uranprodukte, die aus Südafrika und Namibia kommen. Rand im Keller Für Konzerne, die sich aus Südafrika zurückziehen, sind die wirtschaftlichen, nicht die politischen Gründe oder gar Boykottaktionen entscheidend. Südafrikas Unternehmer sind trotz der wirtschaftlich desolaten Situation des Landes gern belieferte Kunden - noch. Die Kalkulation wird ihnen jedoch derzeit vom Rand–Kurs versaut - die südafrikanische Währung sank in diesen Tagen auf einen historischen Tiefstand. Das verbilligt zwar die Exporte, aus deren Devisen die Auslandsschulden teilweise zurückgezahlt werden. Vor allem aber verteuert der Rand–Kurs die Einfuhren des extrem importabhängigen Landes, wirkt damit direkt inflationär und verschärft die wirtschaftliche Lage noch. An das vom Botha–Regime für 1988 verkündete Wirtschaftswachstum um drei Prozent glaubt kein Mensch - mit noch weiter steigender Arbeitslosigkeit und sinkendem Lebensstandard ist zu rechnen. Gerade der niedrige Goldpreis macht dem Rand am meisten zu schaffen - der Export des gelben Metalls macht die Hälfte der Gesamterlöse der südafrikanischen Ausfuhren aus. Dietmar Bartz I N T E R V I E W
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