: Neue Dokumente belasten Waldheim schwer Die Zürcher Sonntagszeitung veröffentlichte neu aufgetauchte Dokumente aus dem Belgrader Militärarchiv, die Waldheims Beteiligung an Erschießungsbefehlen und seine Kenntnis von Judendeportationen be
Neue Dokumente belasten Waldheim schwer
Die Zürcher 'Sonntagszeitung‘ veröffentlichte neu
aufgetauchte Dokumente aus dem Belgrader Militärarchiv, die Waldheims Beteiligung an Erschießungsbefehlen und seine
Kenntnis von Judendeportationen belegen / Prof.
Messerschmidt: „Keine Zweifel an der Echtheit“
Aus Genf Andreas Zumach
Entgegen seinen Aussagen vor der internationalen Historikerkommission war der österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim an kriegsverbrecherischen Erschießungsbefehlen auf dem Balkan beteiligt. Außerdem wußte er bereits im Sommer 1942 - weit früher als bisher zugegeben - von Judendeportationen. Dieses belegen bislang unbekannte Dokumente aus dem Militärhistorischen Archiv in Belgrad, über die die Zürcher 'Sonntagszeitung‘ gestern berichtete. Nach Informationen des Blattes will die österreichische Regierung auf Druck aus „Waldheims Umgebung“ entgegen ihrer Zusage den Bericht der Historikerkommission mit allen bislang unveröffentlichten Anlagen und Protokollen nicht drucken. Zentrales Dokument ist ein auf den 11.August 1942 datierter Bericht der mit den deutschen Truppen in der Kampfgruppe Westbosnien kämpfenden 3. kroatischen Gebirgsbrigade an die Polizeiverwaltung von Banja Luka, in dem die Erschießung von sieben Partisanen durch kroatische Soldaten und deutsche Feldgendarmen am 6.August in Prijedor gemeldet wird. Wie aus dem Bericht der Historikerkommission eindeutig hervorgeht, unterstand die für Banja Luka zuständige Feldgendarmerie der Stabsabteilung „1b“ der Kampfgruppe. Ihr stellvertretender Kommandant zu diesem Zeitpunkt war Leutnant Kurt Waldheim. Ein Tagesbericht der Polizeiverwaltung von Banja Luka vom 24.August 42 berichtet von der Verhaftung und Erschießung von neun Cetniks (königstreue serbische Kollaborateure) am Vortag durch die Feldgendarmerie wegen angeblichem Raub an einem Deutschen. „An der Echtheit der Dokumente gibt es keinerlei Zweifel“, erklärte Professor Messerschmidt, der als Mitglied der Historikerkommission Waldheims Dienstzeit in der Kampfgruppe Westbosnien erforschte. Es handele sich um „wichtige Papiere, die die Einschaltung von Waldheims Abteilung in verbrecherische Aktionen während dieser Zeit verdeutlichen können“. Hinsichtlich der Judendeportationen konzentrierten sich die Untersuchungen der Kommission sowie Waldheims Aussagen auf Griechenland und das Jahr 1943. Ein von der 'Sonntagszeitung‘ zutage gefördertes Dokument vom 31.Juli 1942 enthält den Bericht der Polizeiverwaltung Banja Luka über die Deportation von 160 Juden in das Konzentrationslager Staru Gradisku. Dazu Messerschmidt: „Es ist nicht vorstellbar, daß Waldheims Abteilung im kleinen Ort Banja Luka über diese Vorgänge keine Kenntnis hatte.“
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