: Kolumbien: Spitzenpolitiker entführt
■ Noch ist unklar, wer Alvaro Gomez Hurtado, Führer der Konservativen Partei, verschleppte / Erfolglose Fahndung nach den Entführern / Verdächtigt werden die Drogenmafia oder die Guerilla
Kolumbien: Spitzenpolitiker entführt
Noch ist unklar, wer Alvaro Gomez Hurtado, Führer der
Konservativen Partei, verschleppte / Erfolglose Fahndung
nach den Entführern / Verdächtigt werden die Drogenmafia
oder die Guerilla
Aus Bogota Ciro Krauthausen
Das Schicksal des 69jährigen Spitzenpolitikers der Konservativen Partei Kolumbiens, Alvaro Gomez Hurtado, ist weiterhin ungewiß. Gomez war am Sonntag nachmittag von mehreren schwerbewaffneten Männern im Norden Bogotas entführt worden. Dabei starb sein Leibwächter, Juan de Dios Hidalgo. Der Politiker wurde möglicherweise auch verletzt oder fand ebenfalls den Tod. Der zweimalige Präsidentschaftskandidat und Chefredakteur der konservativen Zeitung 'El Siglo‘ ist zusammen mit seinem parteiinternen Gegenspieler, dem gemäßigteren Misael Pastrana Borrero, Anführer der Konservativen Partei. Alvaro Gomez gilt zudem als prominenter und wichtigster Kopf der rechten Hardliner Kolumbiens. Erst in der vergangenen Woche hatte er öffentlich für eine Verschärfung des Paragraphen plädiert, der den Ausnahmezustand regelt. Minuten nach der Entführung entfesselten Militärs und Polizei eine stundenlange erfolglose Fahndung. Gleichzeitig verhängte die Regierung eine strikte Pressezensur. Trotzdem sendete die Radiostation 'Todelar‘ eine ihr zugespielte Kassette, auf der ein anscheinend schwerverletzter Mann um Hilfe fleht. Familienangehörige von Gomez meinten, die Stimme des Entführten zu erkennen. Weiterhin empfing 'Todelar‘ mindestens zwei anonyme Anrufe, in denen bekanntgegeben wurde, daß Gomez verstorben sei.
Beobachter erwägen drei mögliche Täterkreise, die für die Entführung verantwortlich sein könnten. Zuallererst wäre da die Drogenmafia, die in den letzten Wochen fortwährend von der Armee angegriffen wurde und insofern Interesse an einem Schlag gegen die führenden Köpfe des kolumbianischen Establishments haben könnte. In Frage kommen aber auch die Guerilleros des ELN, die offen erklären, daß der Prozeß des kolumbianischen Bürgerkriegs beschleunigt werden müsse. Als letzte Möglichkeit wird die Guerillabewegung M-19 angegeben, um die es in letzer Zeit verdächtig still geworden ist.
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