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Ein Filmband für die Farbe Grau

■ Zur Bundesfilmpreisverleihung im Berliner Theater des Westens

Ein Filmband für die Farbe Grau

Zur Bundesfilmpreisverleihung im Berliner Theater des

Westens

Familienministerin Süssmuth hätte sich gefreut. Wim Wenders weint über sein Goldenes Filmband. Aber sein Dank gilt nicht der Jury, sondern seinen Eltern: „Vor allem möchte ich mich bedanken bei meinem Vater, der mir ein größeres Vorbild gewesen ist als jede Figur der Filmgeschichte.“ Und: „Ich bin natürlich kein Nachwuchsregisseur“, sagt Wenders und zeigt sich überrascht. Als einziger wohl, denn große Namen hat die bundesdeutsche Film-Szene ansonsten kaum zu bieten. Wenders‘ Name macht eben was her, den kennt man auch in Hollywood. Daß er mit dem Himmel über Berlin seinen bisher schlechtesten Film geliefert hat, spielt dann auch keine Rolle.

Verblüffend sind nur die Farben. Nicht der Farbszenen, sondern die der Schwarz-Weiß-Sequenzen: der große alte Henri Alekan hat sie zu verantworten, auch er wurde mit einem Filmband geehrt. Das Licht- und Schattenspiel, die Kunst, den Scheinwerfer noch um zwei Grad mehr abzuwinkeln, die Konturen, Kontraste und Nuancen der Bildschärfe - Der Himmel über Berlin ist vor allem ein Film über die Farbe Grau.

Auch die anderen Preise wie immer diplomatisch ausgewogen. Silber an Out of Rosenheim von Percy Adlon und an Rolf Schübels Der Indianer: zwei Preise für die unabhängigen Filmemacher, einer für den Publikumsliebling und einer für gute Absichten - Der Indianer ist die nachgespielte authentische Geschichte eines krebskranken, inzwischen gestorbenen Mannes. Applaus.

Nicht minder ausgeklügelt die Verteilung der Prämien für Einzelleistungen, Zimmermann gibt jedem das Seine: Dominik Grafs Die Katze mit Goetz George als Killer kriegt einen, weil er hohe Besucherzahlen hatte, Luc Bondys Das weite Land einen für die Ausstattung, für die schönen Oldtimer, das Picknick im Grünen und die seidenen Gewänder; Rudolf Thomes Peinlichkeit des Jahres Das Mikroskop für zwei gute Schauspieler, Adriana Altaras und Wladimir Weigel. Ihre Qualitäten lassen sich in Thomes Film allerdings bestenfalls ahnen; im Berliner „Theater zum westlichen Stadthirschen“ konnte man kürzlich sehen, was Adriana Altaras eigentlich vermag: dort spielt sie die bigotte Mätresse d'Annunzios in Jelineks Clara S.

Der Jury-Vorsitzende Krause tröstet die Verlierer: „Wem Qualität nicht einerlei, der ist auch nächstes Jahr dabei“. Moderatorin Desiree Nosbusch fragt ihn, wieviel Filme er denn wöchentlich sehe. Circa zwei im Monat. Das könne aber noch ein bißchen mehr werden, meint Frau Nosbusch. Die Ausrede mit den Filmfestivals lassen wir im Gegensatz zu ihr allerdings nicht gelten.Christiane Peitz

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