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Im Kampf um s Watt bewegt sich was

■ Die Ölbohrungspläne der Preussag AG im Wattenmeer stoßen auf Widerstand / Unklarheiten über die rechtliche Situation / Plant Hamburg einen Nationalpark in der Elbmündung?

Im Kampf um's Watt bewegt sich was

Die Ölbohrungspläne der Preussag AG im Wattenmeer stoßen auf Widerstand / Unklarheiten

über die rechtliche Situation / Plant Hamburg einen

Nationalpark in der Elbmündung?

Hamburg (dpa) - Hamburg plant, das Wattenmeer in der Elbmündung auf rund 10.000 Hektar Fläche in einen Nationalpark zu verwandeln. In diesem Gebiet um die Inseln Neuwerk und Scharhörn hat der Energie- und Rohstoffkonzern Preussag AG (Hannover) Aufschlußbohrungen zur Ölförderung beantragt. In einem Nationalpark sind alle schwerwiegenden wirtschaftlichen Eingriffe, insbesondere Jagd, Fischerei und „Erschließungseinrichtungen“ wie Gas- und Ölexploration verboten. Bisher gibt es in Hamburg rund 8.200 Hektar Naturschutzgebiete.

Mit dem Nationalpark würde auch die noch bestehende Lücke zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein geschlossen, die ihre Teile des Wattenmeeres bereits zu Nationalparks erklärt haben. Der Entwurf für ein entsprechendes Hamburger Gesetz ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bereits fertiggestellt.

Die Hansestadt will ihre endgültige Entscheidung zu ihrer Haltung gegenüber der Preussag AG bis Anfang Juli fällen und bis dahin Stellungnahmen von Experten einholen. Geprüft werde zur Zeit auch, so die Umweltbehörde, welche Einspruchsmöglichkeiten gegen die Ölbohrungen überhaupt bestünden. Für das fragliche Gebiet sind offenbar sowohl Hamburg als Niedersachsen zuständig. Niedersachsen wurden in einem Vertrag von 1967 die Bergrechte übergeben, Hamburg erteilt naturschutzrechtliche Genehmigungen.

Wie inzwischen bekannt wurde, hat die Preussag auch bei der niedersächsischen Landesregierung einen Antrag auf Ölexploration im Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer gestellt. Die Preussag stützt ihren Antrag auf eine Erlaubnis des Landes Niedersachsen von 1953, nach Erdöl und Erdgas vor Cuxhaven, heute Teil des Naturschutzparks Wattenmeer, zu bohren.

Die Pläne der Preussag für Ölbohrungen in der Elbmündung lösten am Freitag weitere kritische Reaktionen aus. Der Vorsitzende des Umwelt-Ausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft, Jens-Peter Petersen (SPD), forderte die Hamburger Umweltbehörde auf, diesem Vorhaben „entschiedenen Widerstand“ entgegenzusetzen. Die Einhaltung aller naturschutzrechtlichen Bestimmungen sei angesichts der Umweltkatastrophe in der Nordsse zwingend erforderlich. „Ausnahmen darf es nicht geben.“ CDU-Umweltsprecher Roland Salchow forderte die Preussag auf, von den Ölbohrungen Abstand zu nehmen.

Der Bund für Vogelschutz bestätigte, daß beim Hamburger Verwaltungsgericht eine Klage gegen die Umweltbehörde der Hansestadt vorliege, die wirksam werde, falls eine Genehmigung für die Preussag-Bohrungen erteilt werde. Eine ähnliche Klage hatte im vorigen Jahr aufschiebende Wirkung. Hamburgs Umweltsenator Kuhbier (SPD) hatte allerdings bereits am Vortag erklärt, Hamburg lehne die Bohrungen kategorisch ab.

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