Müllberg Uni: Alles Plastik

■ Wegwerfbecher, Pappteller und Plastikbesteck - in rauhen Mengen wandern sie täglich - einmal benutzt - in den Abfall / Ökogruppen an den Universitäten und Fachhochschulen fordern Porzellan statt Plastik

Müllberg Uni: Alles Plastik

Wegwerfbecher, Pappteller und Plastikbesteck - in rauhen

Mengen wandern sie täglich - einmal benutzt - in den Abfall / Ökogruppen an den Universitäten und Fachhochschulen

fordern „Porzellan statt Plastik“

Zwei belegte Brötchen, einmal Pommes mit Mayo, eine Dose Cola und ein großer Becher Kaffee werden mühsam zur Kasse balanciert. Die Kassiererin schiebt noch ein Papptablett unter: „Damit es besser hält!“ Das Tablett wandert später in den Müll. Ebenso Pappteller und -unterlagen, Plastikgabel und -löffel sowie Cola-Dose und Kaffeebecher. Die ersten Müllsäcke sind schon vor der Mittagszeit randvoll.

Rund 20 dieser großen Blauen werden täglich allein von den BenutzerInnen der zwei Cafeterien im TU-Hauptgebäude gefüllt. Für die Mathe-Cafeteria berechneten Umwelttechnik -StudentInnen ein Müllvolumen von 50 Kubikmeter wöchentlich. Rund 30.000 Wegwerfbecher, 33.000 Pappteller und rund 33.000 „Besteckeinheiten“, darunter allein 16.000 „Kaffeeumrührer“, fallen schätzungsweise jede Woche in den neun TU-Cafeterien an.

Einiges an diesem Müllberg wäre vermeidbar. „Einfach übel“ findet Angelika Kluge das Verhalten ihrer KommilitonInnen. Die Umwelttechnik-Studentin führt zusammen mit anderen ein Grundstudiumprojekt zum Thema „Einweggeschirr in Cafeterien“ durch. Dafür sortierten die StudentInnen eigenhändig den Müll der verschiedenen TU-Cafeterien. „Man kann dabei rchtig sehen, wie dumm sich die Leute verhalten“, erzählt Svenja Richter, ebenfalls Umwelttechnik-Studentin, und regt sich über diejenigen auf, die anstatt nur eines gleich drei oder vier Papptabletts verwenden. „Manche nehmen in einer Pause zweimal Kaffee und jedesmal einen neuen Becher“, hat Angelika Kluge beobachtet.

Doch es gibt auch Uni-Angehörige, die sich für den Abbau des universitären Müllbergs einsetzen. Die ÖTV-Gruppe Telefunkenhochhaus forderte die StudentInnen und MitarbeiterInnen auf, ihre eigenen Tassen in die Cafeteria mitzubringen. Die Aktion war vor allem gegen die damals noch in fast jeder Cafeteria verwendeten geschäumten Styropor -Becher gerichtet. Bei der Herstellung dieser Becher werden fluorierte Chlorkohlenwasserstoffe frei. Die sogenannten FCKWs stehen im Verdacht, das Ozonloch mitzuverursachen. Inzwischen wurden die meisten Cafeterien auf Plastikbecher aus Polystyrol, das allerdings auch nicht harmlos sein soll, sowie gewachste Pappbecher umgestellt.

Für „Porzellan statt Plastik“ setzt sich auch das vor wenigen Wochen neugegründete Ökoprojekt des AStAs der Technischen Fachhochschule ein. In der TFH-Cafeteria Limburger Straße wandern im Schnitt täglich 600 Plastikbecher in den Müll; rund 60.000 sind es im Jahr. „Bei der Herstellung von einem Kilogramm Plastikbechern müssen 72.800 Kilojoule aufgewendet werden, davon sind 44.000 Kilojoule Rohöl und 28.000 Energieaufwand bei der Produktion“, rechnet Ulrike Leipert vom Ökoprojekt vor. Während einer Aktionswoche wurden an der TFH 130 Porzellantassen verkauft, der Kaffee an die Privattassenbenutzer zehn Pfennige billiger abgegeben. Erster Erfolg der Aktion: Rund zehn Prozent der StudentInnen bringen inzwischen zum Kaffeetrinken ihren eigenen Becher mit.

Das allerdings wäre überflüssig, wenn es in den Uni -Cafeterien Porzellanbecher gäbe. „Wenn Sie mir zeigen, wo ich eine Geschirrspülmaschine unterbringen kann, gerne!“ erklärt Rolf-Jürgen Graf, Leiter der Abteilung Speisebetriebe des Studentenwerks Berlin. Das Studentenwerk betreibt an den Berliner Universitäten und Fachhochschulen fünf Mensen und 15 Cafeterien, die anderen sind privat verpachtet. Wo räumlich möglich, erklärt Rolf-Jürgen Graf, würde auf Mehrweggeschirr umgerüstet. Auch in der TU-Mensa, die ab 1. Juli zur Selbstbedienungsmensa nach FU-Vorbild umgebaut wird, soll dann von der Suppe bis zum Nachtisch ausschließlich auf Porzellan serviert werden. Dann soll nicht mehr vorkommen, was eine Studentin neulich beobachtete: „Die packen sogar noch Bananen in Plastikschälchen.„-guth