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Gesamtdeutsche Unentspanntheit

Beim ersten Leichtathletik-Länderkampf BRD-DDR lief das spannendste vorher: das Gerangel um den Start des Ex-DDRlers Wolfgang Schmidt. Sportlich ist für die BRD sowieso nichts zu holen  ■  Aus Düsseldorf Franz Rabe

Der Cheftrainer der bundesdeutschen Leichtathleten, Wolfgang Thiele, freute sich: „Auf diesen Länderkampf haben wir 15 Jahre gehofft.“ Und die Fachzeitschrift 'Leichtathletik‘ konstatierte, „vor 20 oder 30 Jahren wäre ein Länderkampf zwischen der BRD und der DDR unvorstellbar gewesen.“

Möglich geworden waren die „ersten richtigen deutschen Meisterschaften seit ich weiß nicht wie langer Zeit“ (Diskuswerfer Wolfgang Schmidt) nach dem Besuch Erich Honeckers bei Helmut Kohl. Die Politchefs der beiden deutschen Staaten gaben grünes Licht, und von da an konnten sich die Funktionäre in langwierigen Verhandlungen über den Ablauf dieses ersten Leichtathletik-Vergleichs seit der deutschen Teilung einigen. Insgesamt 13 Sitzungen waren nötig („Die Verhandlungen standen oft vor dem Abbruch“, so DLV-Präsident Munzert im Mai). Dann war das Vertragswerk fertiggestellt: Für 150.000 DM sollte die gesamte Weltelite der DDR-Leichtathleten geschlossen ins Düsseldorfer Rheinstadion anrücken.

Die Oberen des Deutschen Leichtathletik Verbandes (DLV) versprachen eine feine Unterkunft und den ganzen zur Fußball -EM installierten Serviceapparat. Alles schien also auf eine weitere, von den Sportfunktionären unter dem Motto „Normalisierung und Entspannung im deutsch-deutschen Sportverkehr“ geführten Veranstaltung hinzudeuten.

Wenn da nicht der im November aus der DDR ausgereiste ehemalige Weltrekordler Wolfgang Schmidt gewesen wäre. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte DLV-Chef Eberhard Munzert lange Zeit einen Start Schmidts, der in der DDR wegen kritischer Töne im Knast saß und aus allen Rekordlisten kurzerhand gestrichen worden war, abgelehnt. Er wolle den Länderkampf nicht im letztzen Moment gefährden, verkündete Munzert. Doch zuletzt schwenkte er um: „Nachdem sich Wolfgang Schmidt...endgültig als einer der besten Kugelstoßer und Diskuswerfer qualifiziert hat ...wird der DLV ihn aufstellen.“

Die Sportpresse munkelte, Munzert sei unter den Druck Innenminister Zimmermanns gekommen, und die Springer-Presse habe Schmidt zu einem Start gedrängt. Einen Tag später kam die Reaktion aus der DDR: „In der Hoffnung, den Sportverkehr zwischen der BRD und der DDR zu stören, wurde unter dem Druck sportfeindlicher Kräfte vom Leichtathletikverband der BRD der ehemalige Bürger der DDR, Wolfgang Schmidt, für den Länderkampf mit der DDR nominiert.“ Die Affäre Schmidt war perfekt.

Trotz dieser von der DDR-Nachrichtenagentur ADN als „Provokation“ bezeichneten Aufstellung erklärte sich der DDR -Verband zu einem Start bereit. Nach diesem Vorspiel wollte im Rheinstadion zur Eröffnung des zweitägigen Vergleichs am Sonntag keine Verständigungsfreude unter den Funktionären aufkommen.

Bei der Pressekonferenz wetterte der Präsident des DDR -Verbandes (DVFL), Georg Wieczisk, „wer die Beziehungen normalisieren will, braucht Fingerspitzengefühl und nicht das Beil“. Und DFVL-Generalsekretär Heinz Kadow sah bei der Aufstellung Schmidts Kräfte am Werk, „die in die Entspannung nicht passen“.

Als Journalisten das genauer wissen wollten, brach DLV -Pressereferent Lutz Nebenthal kurzerhand die Diskussion ab: „Wir sollten uns jetzt den sportlichen Aspekten zuwenden.“ Doch die interessierten in Düsseldorf keinen mehr so richtig. Nur ein paar Tausend Zuschauer hatten sich ins Stadion verirrt.

Und wirklich spannend war in Düsseldorf ja nur, wie die Funktionäre jetzt den sportpolitischen Scherbenhaufen bei Gesprächen im VIP-Bereich zusammenkehren würden. Und da sind die Normalsterblichen ja nicht so gern gesehen.

DDR wie erwartet besser

Nach dem ersten Tag führte die DDR in der Punktewertung 136:76, bei den Männern 63:43 und den Frauen 73:33. In 20 Konkurrenzen gab es zwei BRD-Erfolge durch Edgar Itt (400m Hürden) und Wladislaw Kozakiewicz (Stabhoch).

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