Hör-Funken

■ Hörspielklassiker

Hörspielklassiker. Die Bösartigkeit des real existierenden Menschen war für den feisten Schreckensmann Helmut Qualtinger 1970 ein schönes Fortsetzungsthema für seine Vorstudien beim Hyperdiagnostiker menschheitlicher Niedertrachten, Verkommenheiten und Untergänge namens Karl Kraus. 1970 sprach er im Hörspiel-Monolog Der Streckengeher des Wieners Franz Hiesel den Streckengeher Alois Anwander, der beim täglichen Gang über die Eisenbahnschwellen seinen Unendlichmonolog vor sich hinsalbadert, in den vor allem er selbst, seine Vorgesetzten und die Gesellschaft hineingerissen werden. Da er eine Ausnahmestellung zwischen den Ansässigen und den Fahrgästen in den Zügen einnimmt, wird das Wissen seiner sozialen Position von der Arroganz des ewigen Streckenvagabunden den Etablierten gegenüber überlagert. Tag für Tag bestätigt der bramarbasierende Einzelgänger sich die eigene Blickrichtung aufs Drumherum: daß die Gesellschaft nichts als ein notwendiges Übel sei. Womit, würde nicht im gleichen Augenblick das Einzelgängertum als einzige Wahrheit glorifiziert, nicht unbedingt ein Irrtum ausgesprochen wäre. 2030 - 2130, Hessen 2

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