„Das Ding schwebt ja gar nicht“

■ BerlinerInnen beim Tag der offenen Tür enttäuscht über die erste Probefahrt der Magnet-Bahn: „Jetzt weiß ich, wie unsere Steuermittel verplempert werden“

Omi fand die Probefahrt der M-Bahn zunächst noch ganz „in Ordnung“. Doch nach einem Knuff von Opi in die Seite gab auch sie zu: „Hast ja recht Manne! Eigentlich war das nischt. Irgendwie ein verlorener Nachmittag.“

Dies war noch eine der harmloseren Reaktionen der BerlinerInnen auf den „Tag der offenen Tür“, der ersten öffentlichen Fahrt der neuen Magnet-Bahn im Tiergarten.

Gestern 15.30 Uhr, M-Bahnhof, Kemperplatz, Wandelhalle. Gemischtes Publikum. Ein gitarrebehangener Sänger brüllt etwas vom „Arbeitsplatz- Blues“ ins Mikrofon. AEG -Mitarbeiter überreichen eine Broschüre: „Neue Dimensionen im Nahverkehr“. Man schwitzt, drückt, drängelt und erhält schließlich eine grüne Plastikkarte, die zur Benutzung der Bahn berechtigt.

Endlich im Waggon angelangt, ist schon bald das Interesse an der „interessanten Alternative für die nahe Zukunft“ verloschen. Im total überfüllten Waggon, der sich vollautomatisch ohne Fahrer über die graue Stahltrasse bewegt, gerät das Kubat-Dreieck in den Vordergrund. „Das ist ja genauso wie U-Bahn fahren“, murrt einer, „es ruckelt und zuckelt. Ne, das gefällt mir nicht. Ich dachte, hier würde man schweben.“ Angekommen an der Bernburger Straße, wollen die ersten den Zug verlassen. Auf dem Bahnsteig steht Polizei. „Sie dürfen erst am Endbahnhof aus der Bahn wieder aussteigen“, kommt von einer verwirrten Stimme aus dem Lautsprecher. „Hier wird geprobt und nicht befördert“, weiß ein ganz Schlauer. Also weiter. Am Gleisdreieck wird langsam die Luft stickig. Fast alle sind froh, als der Zug seine Rückreise antritt.

Ein paar Minuten später endlich die Erlösung. Nach einem Bimmelton und dem Öffnen der doppelten Glastüren gelangt man über die sterile Platform des Glashauses Kemperplatz wieder ins Freie.

„Das Ding sollte man sofort wieder abreißen“, resümiert ein seriöser Herr, Mitte vierzig, „jetzt weiß ich, wie unsere Steuermittel verplempert werden.“ Und ein anderer legt noch einen drauf: „Normalerweise bin ich ja nicht für sowas, aber wenn es mal einen sinnvollen Brandanschlag gegeben hat, dann war es der Mitte April letzten Jahres.“ Damals brannte ein M -Bahn-Waggon und ein Stück der Strecke aus...

hosch