Öffentliches BVG-Geld im AEG-Magnetfeld

■ AEG: Defizitäre BVG soll mit M-Bahn auch die um 90 Millionen Mark gestiegenen Kosten übernehmen / BVG sieht „kein Verkehrsbedürfnis“ für rumpelndes Bähnchen

Wer die neuen Zusatz-Kosten für die Magnet-Bahn-Strecke zwischen Gleisdreieck und Kemperplatz tragen wird, ist noch umstritten. Aus Anlaß eines Tags der offenen Tür an der M -Bahn äußerte AEG-Vorstandsmitglied Stehle gestern die Erwartung, die BVG werde mit der M-Bahn auch diese Kosten übernehmen. „Derjenige, der die M-Bahn nutzt, muß sie auch bezahlen“, hieß es bei der AEG, die Hauptgesellschafterin in der „Arbeitsgemeinschaft M-Bahn“ ist. Verkehrssenat und BVG wollen dagegen keine Entscheidungen treffen, bevor 1991 der Probebetrieb abgeschlossen ist. „Es gibt keinerlei Beschlußfassung, ob die BVG die Anlage übernimmt oder nicht“, betonte BVG-Sprecher Hecht gestern auf Anfrage der taz. „Ein Verkehrsbedürfnis gibt es hier sicherlich nicht“, fügte Hecht hinzu.

Nach ersten Schätzungen über 50 Millionen Mark galt bislang ein Kostenvoranschlag von 88,5 Millionen für die 1,6 Kilometer lange „Referenzanlage“ der M-Bahn. Diese Summe trägt zu drei Vierteln das Bonner Forschungsministerium, den Rest der Senat. Mittlerweile jedoch hat die M-Bahn in Berlin laut AEG bereits 135 Millionen verschlungen. Für die vollständige „Integration“ der Bahn in das Berliner Nahverkehrssystem rechnet die AEG, wie gestern bekannt wurde, mit weiteren Zusatzkosten in Höhe von 40 Millionen. Damit soll die Trasse für einen zweigleisigen Betrieb ausgebaut werden. Ein modernerer Rechner soll die Leistungsfähigkeit der Leitzentrale steigern, die den vollautomatisierten, führer- und schaffnerlosen Bahnbetrieb überwacht.

Ende September soll die M-Bahn ihre technische Abnahme durch den Verkehrssenat absolvieren. Danach ist ein zweijähriger Probebetrieb vorgesehen. Interessierte Bürger können jetzt schon nach Anmeldung kostenlos mitschweben.

Arbeiten an Details, zum Beispiel für „100prozentig sichere Türen“, haben laut AEG die Inbetriebnahme verzögert. Auch eine Klage und ein Brandanschlag trugen zu Verzögerungen bei. Eigentlich sollte die Bahn schon im Jubeljahr 1987 ihren Betrieb aufnehmen.

Das „hochtechnologische“ Pilot-System ist nach Angaben der AEG zu 90 Prozent in Berlin hergestellt worden. Von der Wirtschaftlichkeit hängt es laut Stehle ab, welchen Anteil Berliner Fabriken an der Serienproduktion von Magnet-Bahnen haben werden.

Außer Las Vegas, wo im Januar der Grundstein gelegt wurde, haben noch keine weiteren Städte Kaufverträge abgeschlossen.

hmt