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ÖTV-Vorstand wieder komplett

Der Gewerkschaftstag wählte ein CDU-Mitglied in den geschäftsführenden Hauptvorstand / Die Belastung für die Einheitsgewerkschaft wurde abgewendet / Der Anruf von der Chefin kam nachts um zwei  ■  Aus Hamburg Martin Kempe

Am Mittwochmorgen um zwei schellte bei dem Personalfachkaufmann Ralf Zimmermann in Rüsselsheim das Telefon. Am Apparat war die ÖTV-Chefin Monika Wulf-Mathies, die den 32jährigen CDU-Gewerkschafter fragte, ob er Mitglied im Geschäftsführenden Hauptvorstand der ÖTV werden wolle.

Keine zwei Tage später war er schon gewählt - ausgestattet mit einer deutlichen Mehrheit von den Delegierten des ÖTV -Gewerkschaftstages in Hamburg. Damit ist der Vorstand der ÖTV nach zwei Tagen der Ungewißheit wieder komplett, der Parteiproporz im geschäftsführenden Hauptvorstand der mächtigen Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes gerettet.

Der ehemalige Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Lufthansa -Service-Gesellschaft (LSG) verdankt seinen plötzlichen Karrieresprung der Tatsache, daß der ursprüngliche Vorstandskandidat für das CDA-Ticket im ÖTV-Hauptvorstand über eine von der taz aufgedeckte parteipolitische Küngelei im Vorfeld des Kongresses gestolpert ist. Schon sehr bald hatte sich dann am Dienstag gezeigt, daß der ursprüngliche Anlaß für den Eklat, die beabsichtigte Stimmungsmache der CDU-Männer in Sachen Paragraph 218, in den Hintergrund trat.

Es ging schließlich vor allem darum, ob überhaupt ein CDU -Vertreter im Spitzengremium der ÖTV vertreten sein sollte. Die fieberhafte Suche nach geeigneten Kandidaten erstreckte sich über den ganzen Mittwoch.

Zur Kandidatur stellten sich schließlich zwei Mitglieder der Christlichen Arbeitnehmer, der 47jährige Wolfgang Baars aus der ÖTV-Zentrale und Ralf Zimmermann, der am Mittwoch nach Hamburg eingeflogen und vom Hauptvorstand der ÖTV mit großer Mehrheit zur Wahl empfohlen wurde.

Die DelegiertInnen hatten offensichtlich ihren Bedarf an Aufmüpfigkeit schon am Dienstag gestillt und reagierten auf das eindeutige Votum für Zimmermann mit Jubel und Erleichterung. Die ÖTV, so das politische Signal vom Donnerstag, läßt auf die Einheitsgewerkschaft nichts kommen.

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