Daimler-Stern für den „Super-Guppy“

■ Der Einstieg von Daimler-Benz bei MBB wird in Bonn verhandelt / Fast 20.000 Arbeitsplätze werden künftig aus Stuttgart dirigiert / Bonner Politiker haben „Voraussetzungen erfüllt“, Bremer weniger Einfluß

„Da muß man eben Lösungen finden“, sagt Senatspressesprecher Reinhold Ostendorf lakonisch. In welchem Umfang und auf welchem Wege die Beteiligungen der Bundesländer Bremen, Hamburg und Bayern an MBB gesenkt werden müssen, damit der geplante 30-Prozent-Anteil von Daimler untergebracht werden kann, ist noch unklar. Der vom Bonner Wirtschaftsminister Bangemann ausgehandelten Konstruktion steht jedenfalls nicht mehr viel im Wege, derzufolge Daimler-Benz ein knappes Drittel des MBB-Kapitals übernehmen will, wenn die

Bundesregierung die Airbus-Defizite finanziert.„Die Voraussetzungen sind von der politischen Seite her erfüllt“, stellt Daimler-Sprecher Kloos fest.

Die drei Landesregierungen, die zusammen 52 % von MBB besitzen, hüllen sich in Schweigen - notgedrungen, denn auch die Einzelheiten des 400-Millionen-Geschäfts werden zwischen Bonn und Stuttgart ausgehandelt. Während kleinere private Anteilseigner wie die Messerschmidt-Stiftung angekündigt haben, sich von einigen Prozenten zu trennen, haben die Länder nur ihre Eck-Posi

tionen bekanntgegeben. Hamburg will nicht mehr von seinem 18 -Prozent-Anteil abgeben als die anderen beiden auch, und in Bremen sind maximal zwei Prozent drin - sonst verliert Bürgermeister Klaus Wedemeier seinen Sitz im Aufsichtsrat. Überhaupt nichts sagt der bayrische Ministerpräsident Strauß, der sich im Frühjahr von einem Expertengremium harsche Kritik über sein Airbus-Management anhören mußte; Bayern besitzt über zwei Beteiligungen 24 Prozent der Anteile. Am wahrscheinlichsten ist derweil noch eine Kapitalerhö

hung, die von Daimler finanziert wird. Dann sinkt zwar der Anteil der Bundesländer; doch wenn der Aufsichtsrat entsprechend erweitert wird, brauchen die Politiker ihre Plätze nicht zu räumen.

Die vier Gutachter, die im Frühjahr eine miserable Kostenstruktur bei der internationalen Airbus-Produktion festgestellt hatten, schlugen gleich vor, die gesamte Organisation zu straffen. Daß dies zugleich mit der Ausgliederung der bisherigen MBB-Unternehemensgruppe UT (Transport-und Verkehrsflugzeuge) in eine selbständige „Airbus AG“ passieren könnte, hält der Sprecher der UT -Gruppe in Hamburg, Grendel, für zu weit hergeholt: „Bei uns ändert sich überhaupt nichts.“

Doch auf die Investitions-Entscheidungen und die Standort -Politik von MBB wird das Land Bremen weniger Einfluß haben. Zugleich steigt der Einfluß von Daimler-Benz weiter - das Unternehmen kontrolliert mit fast

20.000 Beschäftigten, die mehr oder weniger stark von Stuttgart abhängig sind, faktisch den Bremer Arbeitsmarkt. Zu den rund 11.000 AutobauerInnen in Hemelingen, den 1.000 Beschäftigten der AEG-Töchter am Hastedter Osterdeich und einigen anderen Firmen kommen dann noch rund 5.500 MBB -Beschäftigte.

Aus dem Schneider ist derweil die niedersächsische Finanzsenatorin Birgit Breuel. Einige Wochen lang wurden Vorschläge diskutiert, nach denen sich auch Niedersachsen an MBB oder der neuen Airbus-Gesellschaft beteiligen sollte. Vier Standorte hat MBB in Niedersachsen, die allesamt am Airbus-Programm beteiligt sind: Varel, Einswarden, Lemwerder und Stade. Hannover ist als Geldgeber jetzt nicht mehr im gespräch. Die geplante Airbus-Gesellschaft soll zu 85 Prozent von MBB und zu 15 Prozent vom Bund getragen werden.

mc