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Auch Ostsee-Robben krepieren

■ Die Virus-Epidemie greift auf die 2.000 Tiere in der Ostsee über / Insgesamt sind bisher 1.500 Robben verendet / In Schleswig-Holstein sind 340 tote Tiereangeschwemmt

Stockholm/Hamburg (dpa) - Das Massensterben von Robben greift jetzt auch auf die Ostsee über. Nach Angaben schwedischer Stellen wurden Mitte der Woche am Rand der Insel Maakläppen vor Falsterbo die ersten sechs verendeten Tiere gefunden. Damit gefährdet das durch einen Virus verursachte Robbensterben, dem bisher in der Nordsee und den Gewässern Skagerrak, Kattegat und Öresund mehr als 1.500 Tiere zum Opfer gefallen sind, jetzt auch den ohnehin stark geschrumpften Bestand der knapp 2.000 Ostsee-Robben.

Der für die Untersuchung der toten Tiere zuständige Veterinärmediziner Anders Bergman von der landwirtschaftlichen Universität Uppsala erklärte, man müsse in der Ostsee mit dem Verlust von etwa der Hälfte aller dort noch lebenden Ringel- und Kegelrobben rechnen, weil sie wegen ihres katastrophalen Gesundheitszustandes insgesamt für die von einem Virus verursachte Lungenentzündung wesentlich anfälliger seien als die gesünderen Seehunde in den bisher betroffenen Gewässern. In der Ostsee sind einer schwedischen Untersuchung zufolge fast alle hier lebenden Robben durch die Umweltgifte DDT und PCB schwerkrank. So gelten 90 Prozent der Tiere als steril, 60 Prozent haben schwere Schädigungen an Kiefern und Klauen, die ihnen die Nahrungsaufnahme erschweren. Um 1900 lebten mehr als 100.000 Robben in der Ostsee.

An Schleswig-Holsteins Westküste sind allein am Mittwoch 33 tote Seehunde - die bisher höchste Zahl an einem Tag geborgen worden. Das teilte das Wattenmeer-Nationalparkamt in Tönning (Kreis Nordfriesland) am Donnerstag auf Anfrage mit. Die Gesamtzahl der Tiere, die in Schleswig-Holstein seit Mitte Mai an einer Lungenentzündung starben, stieg damit auf 340. Zum Schutz der Robben im schleswig -holsteinischen Wattenmeer werden jetzt drei Gebiete mit dem größten Seehund-Vorkommen für den Schiffsverkehr gesperrt.

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