: Gemeinsamer Markt in der Karibik
■ Die 13 Mitgliedsländer der karibischen Gemeinschaft planen einen gemeinsamen Markt / Auch Haiti steht auf der Tagesordnung
St. Johns (afp) - Zwei heiße Eisen warten auf die Regierungschefs der 13 englischsprachigen Mitgliedsländer der Karibischen Gemeinschaft (Caricom), wenn sie heute zu ihrem neunten Gipfel zusammenkommen: die Pläne für einen gemeinsamen wirtschaftlichen Markt und das Thema Haiti nach dem Militärputsch vor zwei Wochen.
Auf der Tagesordnung des Treffens in St. Johns, der Hauptstadt des Inselstaates Antigua, wird voraussichtlich auch der Wunsch Surinams stehen, als Vollmitglied in die Wirtschaftsgemeinschaft aufgenommen zu werden.
Jamaikas Premierminister Edward Seaga, Vertreter des bevölkerungsreichsten Landes der Caricom, will nach eigenen Worten seine Kollegen drängen, dem Abbau aller Handelshemmnisse zwischen den Mitgliedsstaaten mit Wirkung vom 1. Oktober 1988 an zuzustimmen.
Damit soll die Gemeinschaft einen ersten wichtigen Schritt zur Schaffung einer einheitlichen Wirtschaftszone in der Karibik wagen und zugleich den Warenaustausch zwischen ihren Mitgliedern wiederbeleben, dessen Umfang von 603 Millionen Dollar 1981 auf 298 Millionen Dollar 1986 gesunken ist, in erster Linie durch protektionistische Maßnahmen der zumeist mikroskopisch kleinen und wirtschaftsschwachen Karibikinseln.
Seaga will überdies vorschlagen, dem Militärregime in Haiti den Beobachterstatus abzuerkennen, den der Inselstaat zusammen mit der Dominikanischen Republik und Surinam bisher in der Caricom innehatte. In Haiti hatte Armeechef Henri Namphy am 19. Juni den erst seit Februar amtierenden zivilen Staatspräsidenten Leslie Manigat gestürzt und aus dem Land gejagt.
Die Gipfelteilnehmer werden während ihres fünftägigen Treffens auch die Ergebnisse dreier Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten, Kanada und der Europäischen Gemeinschaft unter die Lupe nehmen.
Die Wirtschaftskrise, die in den vergangenen sechs Jahren alle 13 Länder heimsuchte, ging vor allem auf den Verfall der Weltmarktpreise für ihre Hauptexportprodukte Zucker, Bauxit, Öl und Bananen zurück.
Eine Ausnahme machte lediglich Trinidad-Tobago, der reichste Caricom-Staat, der zu 90 Prozent vom Erdölexport abhängt.
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