piwik no script img

Das Weltbild und der Airbus

Zwei Kommentare zum Abschuß der Passagiermaschine im Golf durch die USA  ■ N A C H L E S E

Früher Redaktionsschluß und ideologischer Beton in den Köpfen wurde der 'Welt‘ am Montag zum Verhängnis. Ihr Kommentator Fritz Wirt schwang den Knüppel gegen den Versuch, „die USA in die Rolle des Satans zu drängen„ und sie „reflexartig„ und „behende„ für den Abschuß des Airbus verantwortlich zu machen.

„Die USA haben klar und eindeutig dementiert, und es gibt - bis zum Gegenbeweis - keinen Grund, dies anzuzweifeln. Ihr bisheriges Verhalten spricht ebenfalls gegen diesen Verdacht. Denn sie haben in diesem Konflikt im Golf bisher ausschließlich die Rolle einer Schutzmacht gespielt, die unbeteiligte und wehrlose Zivilisten zu Wasser und in der Luft vor den Aggressionen Irans abschirmte. Die Flugzeugkatastrophe von Dubai muß deshalb andere Ursachen haben.„

Im Nachrichtenartikel auf derselben Seite wurde suggeriert, der Iran habe versehentlich selbst den Airbus abgeschossen: „Im Flugverkehr zwischen zwei britischen Schiffen sei davon die Rede gewesen, der Airbus sei von einer F 14 abgeschossen worden.„

In der gestrigen Ausgabe der 'Welt‘ kein Wort der Korrektur. In einem erneuten Kommentar lobt Fritz Wirth „die schnelle und klare Reaktion der USA auf diese Katastrophe“.

An den Pranger stellt er jetzt die „Fehlleistungen einer angeblich unfehlbaren (Radar-) Technologie„ und die „strafende Kritik„ gegenüber den USA sowie „wilde Revanchedrohungen„ des Iran. Dazu habe der Iran kein Recht, denn „dieses Regime hat in diesem Krieg schon zu viel Schuld auf sich geladen“.

Übertroffen wird dieses Gesamtkunstwerk politischen Hirnschwurbels nur noch durch die Überschrift im Wirtschaftsteil der 'Süddeutschen Zeitung‘: „Airbus -Abschuß festigt Ölpreis nur kurzfristig.„

-man

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen