Karibik-Kreuzfahrt

■ Was der „Phoenix„-Auftrag mit Tschernobyl zu tun hat

Knut Utstein Kloster war schon dabei, als das Kreuzfahrtgeschäft in der Karibik gerade erst losging. Im ererbten Familiengeschäft betrieb er 1966 eine Fährverbindung zwischen Southampton und Gibraltar bis die Spanier Ansprüche auf das Territorium erhoben. Ruhigeres Fahrwasser fand Knut Kloster zwischen Miami und Caracas nur zwei, drei andere Liner verkehrten damals in der Region. 1979 ging er das erste Mal in die Vollen, kaufte das (noch) weltgrößte Kreuzfahrtschiff France und ließ es bei der Lloyd-Werft in Bremerhaven zur Norway umbauen. Heute verfügt Klosters Norwegian Carribean Line (NCL) über rund 5.000 Plätze; die Royal Viking Line, die er für 700 Millionen Dollar zukaufte, bietet rund 2.000 weitere. 1986 transportierte Kloster insgesamt 320.000 Passagiere.

Unter allen Schiffahrts-Aktivitäten ist die Veranstaltung von Kreuzfahrten heute mit Abstand die profitabelste. Mit ebensolchem Abstand ist Miami das Zentrum diese Geschäfts: 2,8 der weltweit 3,5 Millionen KreuzfahrerInnen gingen dort an Bord. Bei Zuwachsraten von acht bis zehn Prozent jährlich zeichnet sich Gigantomanie schon seit einigen Jahren ab: Die Nachfrage reicher AmerikanerInnen nach „gehobenem Komfort“ übersteigt das Angebot deutlich. Schiffe werden nur noch nach Fläche und Luxus bewertet.

Knut Kloster, der inzwischen zu den drei führenden Anbietern in Miami gehört, schätzt allein den US-Markt auf rund 30 Millionen Interessenten. Explosiv sind sie Zuwachsraten vor allem bei den kurzen Trips bis zu einer Woche; in den Augen der Manager zeichnet sich hier eine generelle Konkurrenz mit Urlaub und Erholung auf dem Land ab.

Das Gedrängel in der Karibik ist indes so groß geworden, daß Kloster-Bruder Einar zumindest auf den kleinen Inseln schon Zugangsbeschränkungen für die Touristenhorden kommen sieht: „Wenn der Hafen von St. Tomas richtig voll ist, wundert man sich, das die Insel nicht untergeht. Was passiert, wenn die gleiche Anzahl Schiffe doppelt soviele Passagiere befördert? Wir werden uns mit den Inselbehörden zusammensetzen müssen, um den Verkehr zu regulieren.“ Die „Phoenix“ soll allerdings auf eine ganz spezielle Art für eine Entzerrung der Touri -Ströme sorgen: Vier 30 Knoten schnelle Kreuzer können in einem Extra-Hafen im Heck des Schiffes anlegen und jeweils 400 Passagiere zu Zielen im Umkreis von 80 Kilometern bringen.

Das klassische Kreuzfahrtgebiet Mittelmeer ist out. Tschernobyl und der palästinensische Überfall auf die Achille Lauro, die in US-Augen anhaltende Unruhe im Mittelmeer (und gleich auch im Golf) und der gefallene Dollar haben dafür gesorgt, daß viele US-Touristen lieber nicht in „unbekannten“ Gewässern aufkreuzen.

mc