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Gratwanderung

■ WAA-Erörterung unter schwierigen Bedingungen

Die Empörung, die sich in der hitzigen Atmosphäre während der Erörterung in Neunburg lautstark Luft macht, ist nicht die von Leuten, die schon lange „Feuer und Flamme für diesen Staat“ fordern. Die sind gar nicht erst angereist. Hier schreien und pfeifen BürgerInnen gegen die Sturheit einer Staatsregierung an, die die WAA-Betreiber im Taxöldener Forst Milliarden verbauen läßt, obwohl die Argumente der EinwenderInnen noch nicht mal gehört wurden und kein Gericht sich je mit diesen Argumenten auseinandergesetzt hat.

Die Bürgerinitiativen und ihre Sachbeistände drohten von der Stimmung im Saal überrollt zu werden. In monatelangen Vorgesprächen hatte man sich darauf geeinigt, den Erörterungstermin zu einem Anti-WAA-Tribunal zu machen. Vor allem sollten zuerst einmal die „besseren Argumente“ vorgetragen werden. Aber schon als der Verhandlungsleiter aus dem verhaßten Münchner „Umweltministerium“ die ersten Anträge niederbügelte, war dies für die meisten zuviel. Den Anti-WAA-Strategen wurde schlagartig klar, daß sie den erhitzten Gemütern im Saal nicht beliebig oft vermitteln können, warum sie nach jedem abgelehnten Befangenheitsantrag dennoch weitermachen. Während der ersten Verhandlungstage schwankte das Geschehen ständig zwischen dem Vorführen einer korrupten Genehmigungsbehörde und dem Platzen der Veranstaltung durch das empörte Publikum. Der demonstrative (und endgültige) Auszug der WAA-GegnerInnen aus der Neunburger Stadthalle wäre das Ende, nicht der Beginn der Revolte.

Gerd Rosenkranz

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