: Besser als in Griechenland
■ Bremer Wetter: Kein Grund zum Verzagen / Auch das Wetteramt weiß nicht, wann daheim gebliebene BremerInnnen ihre Badehose aus dem Schrank holen können
Höhenströmung, Bodendruck
feld, Temperatur und Feuchtigkeit in verschiedenen Höhen und Schichten - für den Laien schwer verständliche Begriffe. Doch tagtäglich bekommen BremerInnen zu spüren, was damit gemeint ist: „Mistwetter“. Und die Folgen sind überall hörbar. Es niest allerorten. Das Bremer Wetter ist schlecht, sehr schlecht. Wird sich das in diesem lausigen Sommer noch ändern?
Bei der Bremer Wetterstation laufen alle Daten zusammen, die beamtete Wetterfrösche brauchen, um mit etwas Wahrscheinlichkeit kundzutun, ob BremerInnen am kommenden Tag T-shirt oder Norwegerpullover anziehen sollten. Gisela Perkuhn, Diplom
Meteorologin von der Wetterstation, zerstört erst einmal unseren Kinderglauben, daß das Wetter saisonweise vorausgesagt werden kann. „Wir können immer nur erst für die nächsten fünf Tage Prognosen erstellen. Es handelt sich bei unserem Amt ja um ein seriöses Unternehmen.“ Informationen, die dann von den Meteorologen nach ihren Erfahrungen und Beobachtungen des Wetters in der Bremer Umgebung interpretiert werden, treffen ständig in den Computern der Wetterstation ein. So z.B. Satellitenbilder, die aber nur die Wolkenbildung und ihre Temperatur, nicht aber ihre Dicke beobachten können. Außerdem treffen „Vorhersagefelder“ ein, die alle globalen Einflüsse auf die Atmosphäre berücksichtigen und mit Hilfe physikalischer Formeln, an deren Aktualität Wissenschaftler im
mer wieder arbeiten, ausgewertet werden.
Muß all der technische Aufwand sein, um für den nächsten Tag doch recht ungenaue Vorhersagen geben zu können? Ist der 100jährige Kalender nicht mindestenes ebenso verläßlich? Für Gisela Perkuhn ist die volkstümliche Art der Wetterprognose nur ein Märchen: „Im 17. Jahrhundert hat ein Geistlicher aus Nürnberg sieben Jahre lang das Wetter beobachtet und daraufhin einen Kalender zusammengestellt, in dem sich die sieben beobachteten Jahre ständig wiederholten. Diese Regelmäßigkeit war der erste Fehler des Geistlichen - Wetter ist nicht beständig! - und der zweite war, daß seine Beobachtungen sich auf den Raum Nürnberg begrenzten.“
„Angefangen hat dieser Sommer gut,“ meint Gisela Perkuhn,
„die ersten Julitage lagen über dem dreißigjährigen Mittel, das 25 Grad beträgt. Im Moment liegen wir mit 19 Grad ja nur etwas darunter - und der Sommer ist noch nicht zu Ende.“ Für heute hat die Meteorologin sodann auch gleich eine besonders erfreuliche Nachricht parat: Aufheiterung, weitgehend trocken und maximal 19 Grad! Doch die Freude wird nur kurz währen: Schon am Mittwochnachmittag müssen Regenschirm und Taschentücher wieder eingepackt werden. Das aber stört Familie Sobanek aus Bielefeld nicht. „Wir schauen uns trotzdem die schönen alten Kulturdemkmäler in Bremen an, und wir segeln auch auf dem Dümmer-See“, erzählt unverdrossen der Familienvater. Und seine Frau versteigt sich gar zu der Ansicht: „Besser als in Griechenland.“
tm/se
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen