Bremen-4 ohne big brother

■ Zum Artikel „Daten-Dschungel bei Radio Bremen“ in der taz vom 19. Juli 1988 - Seite 18

„Ein Artikel voller Unwahrheiten und böswilliger Unterstellungen“, das wäre die passende Überschrift gewesen zu dem „Bericht“ von Michael Weisfeld in der taz vom 19. Juli 1988 über den sogenannten „Daten-Dschungel“ bei Radio Bremen. Keine der Behauptungen in diesem Artikel entspricht der Wahrheit! Empörend ist, daß in diesem Artikel unterstellt wird, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Radio Bremen Vier würden befürchten, ihr Hauptabteilungsleiter Dr. Wolfgang Hagen hätte sich auf den beiden bei Bremen Vier laufenden PCs unerlaubt Mitarbeiterprofile verschafft. Dies ist weder wahr, möglich noch von Wolfgang Hagen beabsichtigt. Es gibt keinen Dissens zwischen den Mitarbeitern von Radio Bremen Vier und dem Hauptabteilungsleiter in Sachen Einsatz von Computern bei Bremen Vier.

Doch nun im einzelnen: Behauptet wird, an einem Montag vor 14 Tagen sei in den Räumen von Radio Bremen Vier das Wort „Gestapomethoden“ gefallen. Dies ist falsch - das Wort „Gestapomethoden“ ist nicht gefallen. Richtig ist vielmehr, daß Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Radio Bremen Vier gemeinsam mit ihrem Hauptabteilungsleiter ihren Protest äußerten über die Überprüfungsaktion des Personalrates.

Behauptet wird in dem Artikel der taz, daß der „Chef der Pop-Welle“ die Computer dazu mißbraucht haben könne, sich ein Bild von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Programms zu machen. Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Ein solcher Mißbrauch der PCs ist überhaupt nicht möglich, weil personenbezogene Daten dieser Art überhaupt nicht gespeichert werden. Behauptet wird außerdem, daß „Hinz und Kunz“ in den Computern finden können, wieviel Honorar die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezogen haben. Auch dies ist falsch! Es gibt in den PCs von Radio Bremen Vier keine Angaben über Honorare der freien Mitarbeiter!

Behauptet wird, daß auf den Disketten auch festgehalten worden sei, welche Musikvorschläge die einzelnen Mitarbeiter auf den Redaktionskonferenzen gemacht hätten. Wieder falsch! Auch solche Angaben sind in den PCs nicht enthalten, weder auf Festplatte noch auf irdendwelchen Disketten. Behauptet wird in dem Artikel außerdem, daß Sendeprotokolle in den PCs festgehalten worden seien. Auch dies ist so nicht richtig! Eingegeben werden in den Computer nur - und genau das ist auch über die Dienstvereinbarung geregelt - die Gema-Angaben zu den auf Radio Bremen Vier gespielten Musiktiteln.

Unterstellt wird in dem taz-Artikel, daß der Hauptabteilungsleiter aus den genannten Daten unerlaubt Mitarbeiter-Profile gewonnen habe. Dies ist nicht nur falsch, sondern auch eine böswillige Behauptung. Wie sich aus den vorgenannten Richtigstellungen zeigt, lassen sich mit den in den PCs von Radio Bremen Vier gespeicherten Daten (Gema-Abrechnungen und Playlists) überhaupt keine Mitarbeiter-Profile erstellen. Außerdem gibt es auch niemanden bei Radio Bremen, der dem Hauptabteilungsleiter Wolfgang Hagen unterstellt, dies zu tun oder nur zu wollen. Behauptet wird in dem taz-Artikel, Mitarbeiter von Radio Bremen seien beunruhigt, weil Wolfgang Hagen auch zu Hause einen Computer hat, der, so in dem Artikel wörtlich: „ihm die Disketten aus den RB-Computern entziffern kann.“ Wieder nicht nur falsch, sondern auch böswillig! Es gibt in der Redaktion von Radio Bremen Vier weder einen festangestellten noch einen freien Mitarbeiter, der in dieser Weise beunruhigt ist. Richtig ist vielmehr, daß es über den Einsatz und über die Nutzung der Computer bei Radio Bremen Vier eine völlige Übereinstimmung zwischen den Mitarbeitern und dem Hauptabteilungsleiter gibt. Wir, die Mitarbeiter, wissen, daß wir in keiner Weise befürchten müssen, daß hier Daten für Überprüfungen durch Vorgesetzte mißbraucht werden.

There is no „big brother“ watching us!

MitarbeiterInnen von Radio Bremen Vier:

Jürgen Büsselberg, Andreas Karsten, Bertold Brunsen, Tina Gerlach, Gabriela Bertoldi, Burghard Rausch, Axel P. Sommerfeld, Holger Bruns, Achim Deicke, Jens Bötger