: Neulich, in der Savannen-Bar
■ Expeditionen ins Tierreich: Treffpunkt der Tiere. Begegnungen am Wasserloch, So., 24.7., ARD
Tiere vor der Kamera. Silberschopf Heinz Sielmann prangt gleißend mitten in Negerland und hebt die Schnupfen- und Polypenstimme; wie einst Herr Andy Warhol vorm Empire States Building, so habe auch er mitten in der Savanne eine Kamera auf einen Punkt, ein Wasserloch, fixiert und zwölf Stunden lang einfach laufen lassen. Was sich an einem ganz normalen Savannentag beim Durstlöschen zwischen sieben Uhr morgens und sieben Uhr abends so tut und tummelt, davon sehen wir einen Ausschnitt von 45 Minuten.
Perlhühner sind als erste zur Stelle, wie alte Frauen kommen sie angewackelt, -gewatschelt und -gegackert. Eine Kuhantilope stubst die feuchte Nase ins Wasser und braunäugt hin und her, die Zebraherde süppelt dicht an dicht, parallel und ordentlich in Reihe aufgepflanzt. Springböcke, Antilopen und Trappen jumpen heran, aber: Auch Löwen haben Durst , mahnt spannungsfördernd Herr Sielmann. Mit lässig groovendem Walk-on-the-wild-side-Gang schlendert eine Löwin an die Bar und ordert einen kräftigen Hieb Wasser, schön schlammig und brackig, bitte. Diverse Straußen schreiten fürbaß und zeigen schaukelnd ihre weißen, bauschigen Unterhosen. Ein Elefant rollt auf faltigen Stempelbeinen heran, hängt den Rüssel ins Wasser und schlürft; dreieinhalb Meter schwer und 6000 Kilogramm hoch, ächzt Bob-Dylan-näselnd H. Sielmann zwischen die Bilder, seiner Informationspflicht genüge tuend.
Wieder rudeln die Gestreiften an, der Tierfreund beginnt zu menscheln: Ein Festmahl für Löwen, und die Zebras spüren das. Schlappschlapp schlurfen sie dennoch träge ihrem Getränk entgegen, aber natürlich gibts am Tresen Streit und zwei Hengste keilen, kloppen und beißen sich, bis einer von dannen zieht. Der Klügere gibt eben nach, orakelquakelt es aus dem Off.
Warzenschweine trippeln herbei, die Wurzelgräberhauzähne mächtig erhoben, zischen ein paar Drinks und suhlen sich ganz ungeniert in der Brühe. Ein paar Schritte weiter räkeln sich die Löwen, strecken die Pfoten hoch zur Sonne und kalbern. Schlaff und verdöst hängt man in der Bruthitze, und der Wirt hängt ein Schild raus: Mittagspause.
Eine Python schlängelt sich an drei Straußeneier heran, beäugt die kugeligen Dinger und gleitet ihrer Wege; die Straußen, 50 Millionen Jahre alt, eimert olle Sielmann wieder dazwischen, haben mittlerweile ein ungeheuer affiges Getue angefangen, schwenken die Flügel wie Toreros ihr Imponiertuch und eiern umeinander: Balz heißt das, und dann bedeutet er ihr: Dies ist der Platz zum Eierlegen, schraubt sich Heinz Sielmann nun ganz hoch empor, kommentiert väterlich, als habe er selbst mit dergleichen Grobheiten nichts mehr im Sinn, das Rokkoko -Gehüpfe wie den folgenden Geschlechterverkehr, wünscht nur onkelig reichlichen Eiersegen und setzt tantenhaft Für die nächsten fünfzehn Stunden hat Mutter Strauß frei obenauf. Paviane und Gnus suchen Erfrischung, Entspannung und Geselligkeit in der Savannenkneipe „Zum Letzten Loch“, Hyänen und Schakale hoppeln am Rande der Gesellschaft. Ein paar zweibeinige Wesen schleichen herum, Menschen, die im Sielemann-Tierreich nur stören, zumal die Brüder auch noch Straußeneier klauen, aussaufen und dann Wasserflaschen draus machen - schäbig von euch, Neger! Erbleichen sollt ihr vor Scham.
Knicks- und x-beinig trinkt die Giraffe, fünf Meter hoch, gurgelt Sielmann, und die Löwen lümmeln im Steppengras und vögeln. Bzw. löweln. Der Akt dauert nur wenige Sekunden, wird aber 30mal am Tag vollzogen, raunt Sielmann wie altersmild. Die sinkende Sonne färbt das Land mit einem rötlichen Licht. Lyrik ist schwierig, schnell wird sie schmierig.
Die Bar schließt pünktlich, die Gäste trollen sich, und dann ist es Nacht in der Savanne.
wiglaf droste Django, der Rächer
(Bayern, 23.20 Uhr) Django (Franco Nero) ist Sheriff einer kleinen Siedlung in Texas. Vor Jahren ist sein Vater von dem mexikanischen Bandenführer Delgado ermordet worden. Mit seinem jüngeren Bruder Jim geht Django über die Grenze, um diesen Mord zu rächen.
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