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CSU deliriert

Deutsche Automanie gegen italienisches Tempolimit  ■ K O M M E N T A R E

Italien hat für die Urlaubszeit ein Tempolimit eingeführt: 110 Stundenkilometer auf der Autobahn, 90 Stundenkilometer auf allen Straßen außerorts. Die CSU hat Sinn und Zweck dieser Maßnahme sofort erkannt: Wir Deutschen - dick, häßlich, aber devisenstark - sollen ausgeplündert werden. Die Spaghettis wollen an unseren Geldbeutel. Skandal!!

Es ist nicht nur dumpfer Rassismus, der sich da Luft macht. Hier spricht zugleich die Entrüstung über eine zwingende verkehrspolitische Intervention, gegen die sich die Auto -Koalition CDU/CSU/FDP seit Jahren hartnäckig wehrt. Ausgerechnet aus Italien bekommen die „grünen Sektierer“, die den BMW an die Kette legen wollen, Schützenhilfe. Mühsam war die kollektive Verdrängung von jährlich 10.000 Verkehrstoten und den vielen guten Argumenten für ein Tempolimit erreicht worden. Mühsam hatte man wieder begonnen, an die eigene Propaganda zu glauben. Und jetzt dieses.

Ein paar läppische Fakten: 55,8 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Todesfolge (Statistik 1985 für die Bundesrepublik) gehen auf überhöhte Geschwindigkeit zurück. In den USA sind in den letzten zehn Jahren durch das Tempolimit 65.000 Menschen gerettet worden. Wieviel Grips braucht man, um solche Sachverhalte zu begreifen, und wieviel Energie, um derart hirnlos dagegen anzurennen?

Wer aus Italien zurückkommt, berichtet mit Vergnügen über Erlebnisse auf italienischen Straßen. Tenor: Der zivilisierte deutsche Autofahrer im Lande der Halbwilden. Richtig ist es umgekehrt. Die Deutschen haben die schlechtere Unfallbilanz, sie fahren preußisch -rechthaberisch, stur, besoffen schnell und unfallträchtig. Und sie haben nach wie vor als einziges Land Europas kein Tempolimit.

Manfred Kriener

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