It couldn't happen here

■ Pet Shop Boys - Der Film läuft vom 28.7. bis 10.8. im „Modernes“ und ist ein surrealistischer Video-Clip mit Überlänge zur Image-Verbesserung einer Popband

„How am I gonna get through, how am I gonna get through“, fragte ich mich und „What have I done to deserve this“. Genau, zum neuen Pet Shop Boys Film, wie Chartskundige auf den ersten Blick einzuordnen vermögen. „Der skurrilste Musikfilm seit Yellow Submarine“ war versprochen, doch um den Originaltitel zu zitieren:„It couldn't happen here“ . Die Musik, mal dezent im Hintergrund, mal penetrant in die Bilder dröhnend, ist der Aufhänger. Dabei ist der Film gar nicht schlecht, nur die Musik stört irgendwie, obwohl die eigentlich auch gar nicht ganz so schlecht ist.

Es liegt wohl in der Natur der Sache , daß da nichts Umwerfen

des bei heraus kommen kann, wenn die wirklich originellen und geistreichen Bilder und Szenen bloß der Illustration ziemlich flacher, eingänglicher Musik dienen.

Regisseur Jack Bond hat hier in Anlehnung an den Surrealismus zweifellos ungewönlich Gutes geschaffen...für einen Videoclip. Einen mit Überlänge. Und wären da nicht unsere blasierten Helden Neil Tennant und Chris Lowe (die Pet Shop Boys), die ständig mißgelaunt durch all diese bizarren Bilder trotteten, wobei die Kamera ständig an ihren hundertprozentig aussagefreien Gesichtern klebt, der Film hätte einiges gewonnen.Die Pet Shop Boys-Zeitreise mit all den ungewöhlichen

Reisegefährten erinnert stark an den „Andalusischen Hund“ (Bunuel/Dali 1938). Das liegt wohl daran, daß auch Jack Bond seinen ersten Film gemeinsam mit Salvador Dali gemacht hat. Dies ist sein Schaden nicht gewesen. Der Messer schleifende Pfaffe auf dem Rücksitz des „Honey Moon Specials“ im Pet Shop-Film, der niemals zum Ende seiner Subtraktionsrechnung kommende Flieger, der uns die Wahrheit über die Teetasse eröffnet - sie alle hätten einen Film ohne die Pet Shop Boys verdient. Schön Englisch war es aber mit all diesen roten Briefkästen und Telefonzellen und dem wunderbaren Englisch, das die Engländer so gut beherrschen. Schade, daß synchroni

siert wurde.

Das sichtliche Bemühen, Bild und Songtexte aufeinander zu beziehen, gelang selten, höchstens einmal im Disput zwischen Neil Tennant und der bigotten Pensionswirtin Barbara Winsor (Englisches Busenwunder aus den 50ern). Die Rechnung aber, eine erfolgreiche und für meinen Geschmack gar nicht mal schlechte Musikgruppe mit einem erfolgreichen und zweiffellos sehr guten Regisseur nur einmal durchmischen zu müssen, um einen kommerziellen Erfolg zu erzielen, wird wohl leider trotz allem aufgehen. Wessen Image darunter leiden und wessen dabei aufpoliert wird, ist leider nur allzu klar.

Kerstin Dreyer