Tornado schießt Drachenflieger ab

Bei den Vorbereitungen für eine Flugschau im bayerischen Eggenfelden kollidierte ein Tornado mit Flugdrachen / Flugschüler wurde getötet / 'Monitor'-Bericht: Amerikanische Tiefflugpiloten unter Drogen  ■  Von Vera Gaserow

Berlin (taz) - In nicht mehr als 40 Meter Höhe ist gestern ein Tornado der Bundeswehr direkt über einem Sportflugplatz im bayerischen Eggenfelden-Zainach mit einem motorisierten Flugdrachen kollidiert. Der Drachenflieger, der sich nach einem mehrstündigen Übungsflug im Landeanflug auf seinen Heimatflugplatz befand, hatte gegen den mit fast 1.000 Stundenkilometer rasenden Düsenjäger überhaupt keine Chance. Er kam bei dem Aufprall ums Leben.

Der tödliche Unfall ereignete sich, als zwei Bundeswehr -Tornados in Absprache mit der Flughafen GmbH für die am Wochenende geplante Flugschau den Tiefstflug über der Landepiste probten. Die beiden Düsenjäger flogen dabei nach Auskunft eines Flughafensprechers nicht mehr als 30 bis 40 Meter hoch, als insgesamt vier Flugdrachenflieger von ihrem Ausbildungsflug zur Landung ansetzten. Während drei dieser Ultraleichtflugzeuge den Bundeswehrmaschinen entkommen konnten, erwischte es den 33jährigen Norbert M. jedoch. Das Luftfahrtbundesamt teilte dazu mit, daß die Tiefflug -Tornados in Kontakt miteinander und auch mit dem Flughafen gestanden hätten.

Die Flugdrachenflieger, die ohne Funk normalerweise in einer Höhe von rund 150 Metern fliegen, hätten den Maschinen nicht mehr ausweichen können. Bei einem völlig wolkenlosen Himmel hatten die Tornado-Piloten mit ihrer enormen Fluggeschwindigkeit die Flugdrachen nicht rechtzeitig erkennen beziehungsweise ihnen nicht rechtzeitig ausweichen können, ohne nicht eine andere Katastrophe zu verursachen.

Auf die Frage, warum die Bundeswehrflieger sich überhaupt an der privaten Flugschau in Eggenfelden-Zainach beteiligen und warum sie in einer kriminellen Höhe von nicht mehr als 40 Meter über den Flugplatz gedonnert sind, erklärte ein Sprecher der Flughafen GmbH gegenüber der taz: „Der Flugsportverein hat die Bundeswehr angesprochen, und die folgen solchen Einladungen zu einer Flugschau immer gerne. Das ist eine ganz normale Angelegenheit.“ Und solche Tiefstflugvorführungen „gefallen der Bevölkerung immer sehr gut.“ In Eggenfelden überlegt man nach dem Unfall, die geplante Flugschau nun doch abzusagen.

'Monitor‘: Piloten im Rausch

US-Militärpiloten erhalten während ihrer Tiefflugeinsätze in der Bundesrepublik Aufputsch- und Schlafmittel, die hier verboten sind und auf der Liste der illegalen Drogen stehen. Das bezeugte gestern abend in dem Fernsehmagazin 'Monitor‘ ein in der Bundesrepublik stationierter US-Offizier. „Seit ungefähr acht Jahren“, so der Kampfflieger vor der Kamera, beobachte er, daß u.a. das Aufputschmittel Dexedrine an US -Piloten ausgegeben wird. „Die Piloten bekommen es, damit sie fliegen können, wenn sie nicht ausgeschlafen oder fit genug sind, auch wenn sie Streß haben.“ Das Schlafmittel Seconal würden die Piloten hinterher nehmen, wenn sie vom Flug kommen, um vor dem nächsten Einsatz überhaupt einschlafen zu können. Noch vor zwei Monaten, erklärte der Pilot in der Fernsehsendung, habe ihm ein Mitglied der US -Airforce erklärt, daß beide Mittel immer noch von den Piloten als „Standard-Medizin“ genommen werden dürften.

Eine Sprecherin des Pentagon dementierte gegenüber 'Monitor‘ die Einnahme der Aufputsch- und Beruhigungsdrogen bei den US-Tieffliegern, sagte aber gleichzeitig, daß zumindest Dexedrine ein in den USA zugelassenes Medikament sei. Der Göttinger Pharmakologe Professor Poser warnte in der Fernsehsendung vor diesem Mittel. Dexedrine setze die Risikobereitschaft der Piloten extrem hoch und führe zu Selbstüberschätzung und leichtsinnigem Verhalten.