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Der bunte Globus als ein einziger Aids-Virus

Bayerischer Staatssekretär Gauweiler stellt Informationsbroschüre über Aids mit dem Titel „Was Reisende wissen sollten“ vor / Broschüre richtet sich vor allem an Singles, die „Sexualkontakte erwarten“ / Aids-Berater Koch will jedoch auch ältere Generation ansprechen  ■  Aus München Luitgard Koch

Wenn es nach dem Willen des bayerischen Saubermanns und Innenstaatssekretärs Gauweiler (CSU) geht, sollen die bayerischen Urlauber beim Kofferpacken neben ihrer Zahnbürste auch eine bunte Broschüre mit dem Titel „Was Reisende über Aids wissen sollten“ einstecken. Denn: „Aids macht keine Ferien“.

Und so gönnt er sich auch keine und stellte gestern zusammen mit der frischgebackenen Kollegin aus dem Sozialministerium, Barbara Stamm, die neueste „bayerische Spezialität“ in Sachen Aids vor. „Diese Broschüre will keineswegs vor Reisen in fremde Länder abschrecken“, betont Frau Stamm. Deshalb wohl auch die einladend bunte Graphik auf dem Deckblatt des schmalen Heftchens: Die Weltkugel als einziger Aids-Virus. „Die Welt hat sich geändert. Sie ist gefährlicher geworden“, heißt es dann auch gleich auf der ersten Seite der 20seitigen Broschüre, von der 100.000 Exemplare gedruckt wurden. Weiter geht's im Text dann mit den aufmunternden Worten: „Die Menschen reisen heute häufiger und schneller als je zuvor. Moderne Verkehrsmittel haben die Welt kleiner werden lassen. Ebenso schnell 'reisen‘ aber auch die Krankheitserreger.“

Damit sich die bayerischen Urlauber auch ein Bild machen können, wie „weitgereist“ der Virus bereits ist, gibt es im Anhang eine detaillierte Übersicht - nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Mai dieses Jahres der „gemeldeten“ Aids-Erkrankungen in den Ländern rund um den Erdball, von Kenia bis Kuwait. In Europa nähmen Frankreich und Italien eine „Spitzenstellung“ ein, was die „manifesten“ Aids-Erkrankungen angehe, so Gauweiler. Die Zahlen der WHO zeigen aber auch, daß die BRD mit 1.973 Erkrankungen in Wahrheit Italien den zweifelhaften Rang abläuft und selbst auf dem zweiten Platz durchs Ziel geht. Nicht nur exotische Urlaubziele, sondern auch der „idyllische Ferienort“ sei nicht „risikofrei“, weiß die Broschüre. Und um zu zeigen, wie fürsorglich das Ganze gemeint sei, vergleicht Gauweilers Aids-Berater Michael Koch die Urlauber mit Kindern vom Land, denen es beizubringen gilt, beim Überqueren der Straße nach links und rechts zu schauen. Beruhigend fügt er jedoch hinzu: „Verkehr und auch Geschlechtsverkehr ist ein ganz normales Ingredienz des Leben.“ Den Urlaubern werde ja nicht empfohlen „Hört auf zu fahren“, sondern „Fahrt vorsichtig“, stellt er wiederum in der verschlüsselten Bildsprache, fest.

Angesprochen auf die in der Broschüre aufgestellte Behauptung, auch bei einem intimen Zungenkuß sei eine Infektion nicht ausgeschlossen, verweist Koch auf einen schwedischen Versuch. Dort sei eine virushaltige Flüssigkeit auf die gesunden intakten Schleimhäute zweier Affen aufgetragen worden, und beide seien danach „leicht infiziert“ gewesen.

Die Broschüre wird in Bayern an alle Reisebüros verschickt sowie an Gesundheitsämter und Grenzpolizeistationen, wo sie kostenlos ausliegt. Doch das allein reicht Gauweiler als Warnung nicht. Er wünscht sich auch im Flugzeug ins „Urlaubsparadies“ als Bordunterhaltung einen schönen Aids -Film.

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