: Denkmal Ballhaus
■ Das zum Verkauf stehende Ballhaus Tiergarten wurde unter Denkmalschutz gestellt / Kommerzielle Interessen ausgeschieden
Nach mehreren Runden im Pokerspiel um das Ballhaus Tiergarten gibt es einen ersten Gewinner: Das kürzlich für sechs Millionen Mark zum Verkauf angebotene Grundstück mit dem ehemaligen Offizierskasino wurde vom Landeskonservator unter vorläufigen Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung, so der Pressesprecher des Senators für Finanzen, Heinze, beeinflusse natürlich den Verkehrswert, so daß man weiteren Verhandlungen mit dem Eigentümer, dem Bundesminister für Finanzen, gelassen entgegensehe. Zwar habe man auf den „vitales Interesse“ bekundenden Brief vom 13.Juli 1988 noch keine Antwort erhalten, rechne jedoch Ende September / Anfang Oktober mit einem positiven Verhandlungsergebnis. Auch bei der Oberfinanzdirektion, die die Verkaufsverhandlungen für den Bund führt, ist man jetzt entgegenkommender: „Das Land hat gute Chancen, das Grundstück zu erwerben.“ Es bestehe jedoch nach wie vor ein „Gerangel um den Preis“, so deren Sprecher Schwerdtfeger. Noch vor zwei Wochen wollte er nicht ausschließen, daß die vom Senat beabsichtigte kulturelle Nutzung des Ballhauses, durch entsprechend höhere Angebote kommerzieller Interessenten vereitelt werden könnte (taz berichtete). Spekulanten und Supermarktketten scheinen nun aus dem Pokerspiel ausgestiegen zu sein: Am Sonntag abend lief die Angebotsfrist ab. Bis 12 Uhr mittags waren nach Aussagen von Herrn Schwerdtfeger keine Angebote eingetroffen. Ungeklärt ist nach wie vor, welche Art von kultureller Nutzung dem Ballhaus beschieden sein wird: Während man beim Senator für kulturelle Angelegenheiten das Konzept eines privaten kommerziellen Trägers befürwortet, strebt die Mehrheit der Bezirksverordneten in Tiergarten ein bezirkliches Kulturhaus an. Daß dieses Anliegen nicht völlig unrealistisch ist, beweist die Nutzung des Ballhauses in der Vergangenheit: Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es vom Bezirksamt Tiergarten beschlagnahmt und bis 1964 als „Volkshaus Tiergarten“ genutzt.
Sigrid Bellack
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