Geklaute Radio-Brücke

■ Ohne einen Pfennig zu zahlen, übernahmen SFBeat-Redakteure Idee und Konzept zu einer Radio-Live-Brücke nach Moskau / Eigentliche Initiatoren gehen leer aus

Wenn am 19.8. der SFBeat live eine Radiobrücke nach Moskau schaltet, wird dieses einmalige Projekt nur einen Makel haben: Die Redakteure des Beat haben den freien Journalisten der Presseagentur „Bärendienst“ die Idee geklaut. Sie ließen sich ein Vorkonzept schreiben und die Kontakte zu den sowjetischen Kollegen herstellen - dann machten sie das Geschäft alleine. Die Bärendienstler wurden ausgebootet und sahen keine müde Mark.

Die Idee zu einer Radio-Brücke zwischen einem sowjetischen und einem deutschen Jugendsender entstand auf einer Moskau -Reise im letzten Oktober. So berichtet es Klaus-Helge Donath, Mitbegründer des Journalistenbüros „Bärendienst“, das seit Jahren gute Kontakte nach Ost-Berlin und auch in die Sowjetunion unterhält. Bei einem abendlichen Gespräch im Moskauer Hotel mit den Jugendredakteuren der sowjetischen Agentur „Nowosti“ wurde der Plan ausgeheckt. Die Berliner „Nowosti“ Dependence, mit denen Donath ebenfalls seit langem zusammenarbeitet, war bereit, eine solche Radio-Brücke zu unterstützen. Die Redakteure des SFBeat, mit denen Donath Kontakt aufnahm, seien von der Idee spontan so begeistert gewesen, daß sie sich sofort Exklusivität zusichern ließen. Mit „Bärendienst“ wurde verabredet, ein Vorkonzept für eine solche Live-Kooperation zwischen dem sowjetischen Jugendsender „Junost“ und dem SFBeat zu erstellen.

Das sechsseitige Konzept traf Ende November in der Beat -Redaktion ein. Klaus-Helge Donath arrangierte dann noch ein Treffen zwischen dem Leiter des Berliner „Nowosti„-Büros und dem SFBeat Redakteur Jochen Wittig. „Bärendienst“ plante bereits gemeinsam mit „Nowosti“ eine Reise nach Moskau, um die Themen für die Live-Sendung zu recherchieren.

Dann plötzlich war von Seiten des „Beat“ Sendepause. Mit „Urlaub“, „Krankheit“ und „internen Problemen“ wurde Klaus -Helge Donath bei jeder Nachfrage vertröstet. Erst im Januar endlich kam es zu einem Treffen mit den Kollegen des „Beat“. Die hätten dann zwar an dem Konzept rumgemäkelt, sagte Donath, aber man habe vereinbart, es weiter zu überarbeiten. Als dann aber wiederum vom „Beat“ keine Reaktion kam, schrieben die Bärendienstler - als Provokation gemeint - am 26.Februar 88 eine Rechnung: „Für unser Konzept, Kontakte zu Moskau und den Briefverkehr berechnen wir Euch DM 800,00 plus Mehrwertsteuer“. Diesmal reagierte der „Beat“ prompt. Redakteur Ulrich Clauß (Fortsetzung auf Seite 18)

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zeigte sich völlig erstaunt über die Geldforderungen bezüglich des „von Euch vorgeschlagenen Moskau-Projektes“.

Immerhin, damals gaben die Beat-Leute noch zu, daß die Idee zu dem Projekt von „Bärendienst“ stammt. Heute wollen sie davon nichts mehr wissen. Jochen Wittig zur taz: „Ich war ja schon vor den 'Bärendienst'-Leuten in Moskau und habe die Idee von dort mitgebracht.“ Auch daß die Kontakte zwischen dem „Beat“ und „Nowosti“ über „Bärendienst“ angeleiert worden waren, streitet Wittig ab. Er habe den Büroleiter von „Nowosti“ schon lange vorher gekannt. Das Konzept, das „Bärendienst“ vorgelegt habe, sei jedenfalls nicht „radiogerecht“ gewesen. Wieso aber der „Beat“ überhaupt monatelang mit „Bärendienst“ über die Radio-Brücke diskutiert und ein Vorkonzept in Auftrag gegeben habe, wenn er selbst angeblich die Idee und die Kontakte hatte, konnte Wittig nicht beantworten. Er habe erst im Mai 1988 angefangen, die Radio-Brücke zu planen.

Für den SFBeat wird die blockübergreifende Radiobrücke jedenfalls noch ein lokales Nachspiel haben. Die Journalisten von „Bärendienst“ denken nämlich nicht daran, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Auch juristische Schritte seien nicht ausgeschlossen.

bf