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Salzgitter-betr.: "Sommerloch Salzgitter", taz vom 3.8.88

betr.: „Sommerloch Salzgitter“, taz vom 3.8.88, Seite 4

Der Kommentar von K.Hartung hat mich schon schockiert. Die taz setzt sich überall für Menschenrechtskampagnen ein oder begleitet diese mit Sympathie. Richtig so, das ist der einzig gangbare Weg. Aber warum kritisiert Hartung dann so höhnisch und zynisch die Erfassungsstelle Salzgitter? Tut sie doch nichts anderes als Menschenrechtsverletzungen festzuhalten, die Öffentlichkeit zu informieren und mit Hilfe auch dieser Publizität die uniformierten Täter oder Schreibtischtäter eventuell vor weiteren Exzessen zu warnen. Auch amnesty international geht diesen Weg. Vielleicht stört Hartung aber nur, daß durch Salzgitter der Öffentlichkeit bewußt wird, daß auch Deutsche Opfer sein können. Hier beginnt der Schrebergarten von Hartung: „In meinen Menschenrechtsgarten kommen nur schwarze Südafrikaner, eingeknastete Chilenen und Palästinenser. Aber Gott bewahre, doch kein wildgewordener Republikflüchtling, der so einfältig ist, übern Zaun zu steigen und die Vopos und Grepos ja nötigt zu schießen.“

Die taz hat oft genug kritisiert und sehr zu recht, daß viele Naziverbrecher nicht vor den Kadi kamen, dann solltet ihr froh sein, daß es Salzgitter vielleicht eines Tages ermöglicht, daß die neuen Täter vor Gericht kommen.

Gert Friedrich

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