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„Dubcek hat Frühling verhindert“

■ Das Zentralorgan der KP der Tschechoslowakei 'Rude Pravo‘ gibt dem ehemaligen Parteichef Dubcek die Alleinschuld an politischen Fehlschlägen der vergangenen 20 Jahre

Prag (dpa/ap/taz) - „Dubceks Weg von der Tragödie zur Farce“, hieß ein Artikel in der 'Rude Pravo‘ vom Mittwoch, in dem dem ehemaligen Parteichef die persönliche und alleinige Schuld an allen Fehlschlägen tschechoslowakischer Politik in den letzten 20 Jahren angedichtet wird. Dubcek sei kein Vorreiter demokratischer Freiheiten gewesen, er habe im Gegenteil verhindert, daß damals die „Ideen der Regeneration“ verwirklicht wurden.

Die Reformideen des Prager Frühlings, die damit wohl gemeint sind, werden in dem Artikel von der gegenwärtigen Prager Führung nachträglich adoptiert. Es seien „aufrichtige Bemühungen“ gewesen, die „in vielem der gegenwärtigen Linie des Umbaus gleichkommen“. Dubcek habe allerdings zugelassen, daß diese Ideen von „rechtsgerichteten Elementen mißbraucht“ wurden, die die „Parteiorgane praktisch gelähmt“ hätten. Der Artikel verzichtet darauf, die 68er Ereignisse wie bisher als „antisozialistisch“ zu bezeichnen und nennt den Einmarsch der sowjetischen Truppen auch nicht länger einen Akt der „Bruderhilfe“.

Dubcek wird auch daran die Schuld angelastet: Er habe das eigene Parteipräsidium und die Verbündeten irregeführt, so daß diese den Glauben an die Fähigkeit der Tschechoslowakei verloren, ihre Probleme selbst zu lösen. Die Nacht der Okkupation wird als „Schicksalsnacht“ bezeichnet. Gleichzeitig mit der Veröffentlichung in 'Rude Pravo‘ haben Bürgerrechtler aus verschiedenen Staaten in einer gemeinsamen Erklärung die Aufmerksamkeit auf den 20.Jahrestag des Prager Frühlings gelenkt und fordern die Rehabilitierung der Opfer. Zu der Gruppe gehören aus der DDR die Professoren Wolfgang Seiffert, Franz Loeser und Hermann von Berg sowie die Schriftsteller Erich Loest und Rainer Kunze, aus der BRD Wolfgang Leonhard, sowie Milovan Djils (Jugoslawien), Ota Sik und Jiri Pelikan (früher CSSR) sowie Lew Kopelew.

BK

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