piwik no script img

Fink zählt Köpfe

■ Gesundheitssenator Fink präsentierte gestern sein Umfrageergebnis: Angeblich kein Notstand beim Krankenhauspersonal

Die Berliner Bevölkerung kann wieder aufatmen: Die Pflegesituation in den Berliner Krankenhäusern ist geradezu vorbildlich im Vergleich zu anderen bundesdeutschen Großstädten! Der Senat hat sich auf die Hinterbeine gestellt - es ist schließlich Wahlkampf - und startete eine Blitzumfrage. Das Ergebnis, präsentiert von Senator Fink in einer gestrigen Pressekonferenz: 1,6 Prozent unbesetzte Stellen, das ist die ganz normale Fluktuationsrate. „Von einem Pflegenotstand kann also wirklich nicht die Rede sein“, strahlt Senator Fink.

Frau Hungermann, Vorsitzende des „Deutschen Berufsverbandes für Krankenpflege“ (DBfK) in Berlin, sieht es jedoch anders. „Hier werden doch nur blanke Zahlen präsentiert, das ist Augenwischerei!“ Laut Frau Hungermann wurden in der Umfrage „Köpfe“ und nicht Planstellen gezählt. Diese werden nämlich durch Teilzeitarbeit, Mutterschutz und Fortbildung teilweise mehrfach besetzt. Nach Angaben von Frau Hungermann müssen immer mehr Pflegekräfte Dienst schieben, obwohl sie eigentlich frei haben, sie müssen Fortbildungen kurzfristig absagen, weil sie von den Stationen unabkömmlich sind.

„Die Krankenhäuser können ja mehr Planstellen einrichten das entscheiden sie schließlich autonom.“ So Staatssekretär Hasinger auf der Pressekonferenz. Doch darauf hat das Pflegepersonal selten Einfluß, an Verhandlungen über Pflegesätze, aus denen die Stellen finanziert werden, werden sie gar nicht erst beteiligt.

Eine aussagenkräftige Analyse über die Pflegesituation ist laut Frau Hungermann nur durch eine Aufschlüsselung der Zahlen möglich: Aufschlüsselung der Patienten nach Pflegeintensität, konkrete Stellenbesetzung, Analyse der Dienstpläne.

Martina Habersetzer

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen