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Im Straßenchaos völlig verfahren

■ Helmut Pflugradt (CDU) droht im Strudel seiner Umleitungsphantasien den Überblick zu verlieren

Der Abgeordnete Helmut Pflugradt (CDU) ist ein aufmerksamer Mensch. Wie wohl alle BremerInnen hat er festgestellt, daß in Bremen an allen Straßenecken gebuddelt wird. Der Abgeordnete Pflugradt ist auch ein sorgfältiger Mann, denn anders als wohl alle BremerInnen macht er sich mit einer Stoppuhr auf den Weg, um Staulängen und Ampelphasen zueinander in Relation zu setzen. Und der Abgeordnete Pflugradt ist ein fleißiger Mann, denn von seinen Erkenntnissen setzt er prompt und gerne Pressevertreter in Kenntnis, damit diese seinen Zorn in die Stadt hinaustragen.

Chaos und Unfähigkeit hat er ausgemacht in den bremischen Behörden. Und das nicht zum ersten Mal. Bereits vor dem Sommerloch hatte er die Öffentklichkeit darüber informiert, daß in Bremen derzeit allerlei Buddelei stattfindet. Gestern setzte er nach: Die Abstimmung zwischen Innensenator „Pannen –Meyer“ (neue CDU-Sprachregelung) und Stadtentwicklungs –Kollegin Eva-Maria Lemke-Schulte klappt nicht und überhaupt: Deren Behörde ist das reinste Bermudadreieck. Verschwunden ist dort zwar nichts, aber immerhin. Zum Beweis für seine These hat der Abgeordnete Pflugrad den Journalisten einen Zettel mitgebracht, auf dem er die in der Innenstadt begonnen oder geplanten Baumaßnahmen aufgelistet hat, 13 insgesamt. Folgt man Pflugradts Ausführungen, dann ist dies tatsächlich eine Unglückszahl für alle AutofahrerInnen, die aus Richtung Schwachhausen in die Innenstadt wollen. Bei einer gleichzeitigen Sperrung der Schwachhauser Heer- und Hermann-Böse-Straße sowie der Parkallee ist dies nämlich schlichtweg unmöglich.

Fragt man allerdings in der zuständigen Behörde nach, werden des Abgeordneten Visionen vom totalen Chaos zu seinen höchstpersönlichen Phantasien. Bevor die Schwachhauser Heerstraße nämlich längere Zeit für den Verkehr dicht gemacht werden muß, sind alle anderen Baumaßnahmen abgeschlossen.

Sei der Fairneßhalber nachgetragen, daß die CDU sich inzwischen auch inhaltlich mit den Straßenbauplänen beschäftigt hat. Pflugradts Vorschläge: Verlängerung der Straßenbahnlinien 2 oder 6 und Straßenneubau ja, aber bitte ein bißchen schmaler. So soll der Concordia-Tunnel nicht wie geplant 32 Meter, sondern nur 25,5 Meter breit werden. Da dann die Schwachhauser Heerstraße tatsächlich für lange Zeit gesperrt werden müßte, meint Horst Bullermann vom Amt für Straßen- und Brückenbau: „Wenn wir diesen Vorschlägen folgen, dann bricht das Chaos tatsächlich aus.“

Horst Pflugradt ist wirklich ein aufmerksamer, sorgfältiger und fleißiger Mann. Manchmal ist aber selbst das noch zuwenig.

hbk

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