Israelis schlagen Aufstand in „Ansar-3“ brutal nieder

Im Gefangenenlager zwei Palästinenser erschossen / 1.000 Gefangene beteiligt  ■  Von Amos Wollin

Tel Aviv (taz) - Im israelischen Gefangenenlager „Ansar-3“ wurden am Dienstag bei der Niederschlagung einer Meuterei zwei Palästinenser erschossen. Der Aufstand, an dem sich mindestens ein Drittel der etwa 3.000 Gefangenen beteiligte, richtete sich gegen die katastrophalen hygienischen Zustände im Zeltlager (siehe taz von gestern), gegen die totale Isolation und möglicherweise auch gegen den Tod von drei Palästinensern aus dem Gaza-Streifen, die letzte Woche in einer Hütte bei Tel Aviv verbrannten, die von unbekannten Tätern in Brand gesteckt worden war.

Noch am Dienstag wurde „Ansar-3“, das mitten in der Negev -Wüste liegt, zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Der Kommandant des Lagers, Oberst David Zemach, hat eine militärische Untersuchung eingeleitet. Die meisten der dort Inhaftierten sitzen in sogenannter Verwaltungshaft - das heißt ohne richterliches Urteil. Seit der Intifada, dem Aufstand in den besetzten Gebieten, sind etwa 5.000 Palästinenser allein auf Anweisung der Militärbehörden in Haft genommen worden, die sich bis auf sechs Monate erstrecken kann.

Militärsprecher behaupteten am Dienstag, die Meuterei in „Ansar-3“ sei durch Vertreter der Roten Kreuzes hervorgerufen worden, die den Gefangenen von Massenverhaftungen im besetzten Gaza-Streifen berichtet hätten. Dort hat die Militärverwaltung am Sonntag eine unbefristete Ausgangssperre verhängt. Trotzdem kam es auch am Dienstag wieder zu Protesten. An die hundert verwundete Araber wurden in die Krankenhäuser in Gaza eingeliefert. Journalisten dürfen nur nocha mit Sondergenehmigung und unter Militärbegleitung ins Gebiet. Gerüchten zufolge haben die Besatzungsbehörden die Stromzufuhr für die arabischen 650.000 Bewohner des Landstrichs unterbrochen. Auch im annektierten Ostjerusalem und in der besetzten Westbank geht der Protest weiter. Ein vom „Revolutionsrat des Aufstands/PLO)“ angekündigter Generalstreik wurde am Mittwoch weitgehend befolgt. Auch die meisten der 110.000 in Israel beschäftigten Araber blieben zu Hause.