: Polizei: „Notangriff“
■ Polizei stellt die beiden Geiselnehmer / Mitten auf der Autobahn verwickelt die Polizei die Entführer in Schießerei / Eine Geisel tot, die andere schwer verletzt
Berlin (taz) - 54 Stunden Flucht, Verfolgung und Interviews der Geiselnehmer sind im Siebengebirge mit einer Schießerei beendet worden. Bislang wurde der Tod einer Geisel und die schwere Verletzung der anderen gemeldet. Auch die beiden Geiselnehmer sind schwer verletzt. Um 13.45 Uhr hatten die „Sicherheitskräfte“ - wie es die Polizeisprecher nebulös formulierten - die Autobahn bei Bad Honnef gesperrt. Der endgültige Einsatz scheint sehr auffällig inszeniert worden zu sein: Nach Zeugenberichten stiegen vorbeifahrende Autofahrer auf die Leitplanken, um das Ende des Dramas zu sehen. Ein Augenzeuge: „Die sind förmlich in die Falle hineingefahren. Es war wie eine Blendgranate, die hat alles in Rauch gehüllt.“ Schußwechsel in einer Rauchwolke. Einem anderen Augenzeugenbericht zufolge soll der Fluchtwagen von einem Jeep der Einsatzleitung überholt worden sein.
Nach dem Einsatz war zunächst Informationssperre. Der Tenor der ersten Stellungnahmen ist: Verschärfung. Gerster (CDU) fordert den Einsatz der GSG 9 und der Deutsche Journalistenverband wünscht, daß die Kollegen Verbrecher nicht mehr mit Interviews unterstützen. Der Großeinsatz kam umso überraschender, als die Geiselnehmer bei ihrem Zwischenaufenthalt in der Kölner Fußgängerzone Panik zeigten. Auch die Frauen in der Gewalt von Rösner und Degowski flehten vor der Kamera, daß die Polizei sich zurückziehen möge.
Nach der letzten Meldung berichtete der Kölner Polizeipräsident Jürgen Hosse, die Geiselnehmer hätten das Feuer eröffnet und die Polizei habe zurückgeschossen. Hosse: „Wir haben diese Gefahr hingenommen, hinnehmen müssen angesichts der drohenden Gefahren. Wir konnten die Situation nicht mehr beherrschen.“ Tagesthema Seite 3
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