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BASF garantiert: Salzsäure für alle

■ In der Klärschlamm-Trocknungsanlage des Chemieriesen-Klärwerks Frankental werden die Grenzwerte für Salzsäure locker um das Vierfache überschritten / Gewerbeaufsichtsamt guckt zu

Mit Billigung des Landesgewerbeaufsichtsamts von Rheinland -Pfalz wird der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF mit seiner Klärschlamm-Trocknungsanlage ein weiteres Jahr rechtlich verbindliche Grenzwerte übersteigen. In der Trocknungsanlage des BASF-Klärwerks Frankental wird der amtliche Grenzwert für Salzsäure (HCL) um das Vierfache übertroffen. Bei der Genehmigung der Klärschlammtrocknung hatte die Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz 1982 einen Wert von 100 mg/m3 HCL zur Auflage gemacht. Die Anlage emittiert jedoch mindestens 400 mg/m3. Das hat die „Bürgeraktion Rhein -Neckar“ jetzt anläßlich eines Erörterungstermins für die Genehmigung einer Rauchgasreinigung für die Frankentaler Anlage festgestellt. Das zuständige Landesgewerbeaufsichtsamt bestätigt „Überschreitungen“ Sprecher Plachetka: „Der TÜV hat das 1986 in einem Gutachten festgestellt.“ Konkrete Werte nennt er aber nicht. Plachetka: „Die stehen doch sonst gleich wieder in jedem Käseblatt.“

BASF dagegen gibt sich schadstoffrein. „Wir haben die Werte stets eingehalten und liegen im Normalbetrieb deutlich drunter“, so BASF-Sprecher Rieser. Die Umweltaktivisten der „Bürgeraktion“ haben den überhöhten Wert anhand einer „Bilanzberechnung“ errechnet, die die Verbrennungsrückstände der für die Trocknung verwendeten Heizmittel (Erdgas, Steinkohle) miteinbezieht. Da die Heizmittel selbst sehr salzsäurehaltig sind, liege die „Rohgaskonzentration“ der Trocknung bei mindestens 400 mg/m3 HCL, sagte Thomas Schwilling, wissenschaftlicher Mitarbeiter der „Bürgeraktion“, der taz. Lege man den Grenzwert der 1986 novellierten TA Luft zugrunde, sei der Ausstoß sogar achtmal höher als erlaubt. Außerdem überschreite die Anlage den Grenzwert für Schwefeldioxid um das Zehn- bis Zwanzigfache. Bis die Rauchgasreinigung gebaut und in Betrieb ist wird noch mindestens ein Jahr vergehen. Währenddessen werden die Kontrolleure der Gerwerbeaufsicht nichts gegen die überhöhten Werte tun, verlautete aus dem Amt. Die Landtagsgrünen in Rheinland_Pfalz haben zum Frankentaler Klärschlamm eine Parlamentarische Anfrage gestellt.

Hans-H. Kotte

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