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„Saumäßiger Unterricht“

■ Streit um Unterbringung von SchülerInnen aus der wegen Asbestsanierung geschlossenen Ossietzky-Schule hält an / Protestaktion von 300 SchülerInnen

Zu einer Open-Air-Pressekonferenz vor dem Amtssitz der Schulsenatorin luden gestern vormittag Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen der Kreuzberger Karl-von Ossietzky-Schule ein. Zuvor hatte eine Delegation der Schule Staatssekretär Günther Bock eine Mängelliste überreicht, in der die Unterrichtsbedingungen der über 1.000 SchülerInnen, die derzeit auf neun verschiedene Standorte verteilt sind, angeprangert werden. Rund dreihundert SchülerInnen blockierten derweil das Gebäude in der Brettschneiderstraße und forderten mit Sprechchören ihr Recht auf Schule nach Rahmenplan ein.

Wie mehrfach berichtet, war die Karl-von Ossietzky-Schule im Juni wegen starker Asbest-Belastung geschlossen worden. Nachdem Messungen im Anschluß an die im Rahmen des Senatskonzeptes zur Sanierung der Berliner „Asbest-Schulen“ vorgenommenen Abklebung der Fugen, der Asbest-haltigen Pikalwände, höhere Werte ergaben als je zuvor, beschloß die BVV Kreuzberg noch vor den Sommerferien einstimmig, aus dem Senatsprogramm auszuscheren und eine Totalsanierung durchzuführen. Statt - wie ursprünglich geplant - auf zwei Standorte wurden die rund 1.000 SchülerInnen wegen fehlender Ersatzgebäude nach den Sommerferien auf insgesamt neun verschiedene Schulen aufgeteilt. „Wir haben jetzt einfach einen saumäßigen Unterricht“, so eine Schülerin, „manche müssen im Klassenzimmer sogar stehenbleiben, weil es nicht genug Stühle gibt“. Stundenausfall, Fachraummangel und fehlende Unterrichtsmaterialien veranlassen SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen zu Protestaktionen wie dieser oder der am Mittwoch, als sie die Schule besetzten und ein Zeltdorf errichtet hatten. „Wir wollen einfach, daß jetzt Schluß ist mit dem Kompetenzgerangel zwischen Bezirk und Senat und sich alle Stellen zusammensetzen, um über eine sinnvolle Lösung zu beraten, die weder die Gesundheit unserer Kinder noch ihren Unterricht gefährdet“, begründete ein Vater die gestrige Aktion. Die erstellte Mängelliste und daraus abgeleitete Forderungen, die Staatssekretär Bock von Lehrer- Schüler- und ElternvertreterInnen übergeben wurde, sollte ein Beitrag dazu sein.

Nach rund eineinhalbstündiger Diskussion mit den Vertretern der Schulsenatorin mußte die Delegation der Karl-von -Ossietzky-Schule jedoch zur Kenntnis nehmen, daß sich um ihr Propblem künftig andere Stellen kümmern werden: Bock kündigte an, daß die Schule, sollte der Bezirk Kreuzberg nicht innerhalb von acht Tagen seinen Beschluß der Totalsanierung revidieren, direkt dem Senat unterstellt werde, der dann seinerseits die Schritte zur geforderten Teilsanierung einleiten werde.

Die Eltern behielten sich vor, Rechtsschritte einzuleiten.

Christine Dankbar

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