: Bremer Topf: Einmal umgerührt
■ Neue Finanzierungskonzepte für den Bremer Topf/ Sozialreferentin Stoevesandt will Wünsche halbieren / Selbsthilfegruppen wollen sich beim Austeilen selbst helfen
Eine Million Mark wird im kommenden Jahr im „Bremer Topf“ liegen, aber wie sie an die in ihm zusammengeschlossenen Selbsthilfegruppen und Initiativen der Stadt verteilt werden, darüber wird heftig gestritten. Die Sozialreferentin Gertrud Stoevesandt ist mit einem Papier vorgeprescht: Grundsätzlich soll es nur noch die Hälfte der Summen geben, die die Gruppen beantragt haben. Und mehr als 6.000 Mark pro Jahr und Gruppe will sie überhaupt nicht mehr rausrücken.
Barbara Reinhart vom Frauenkulturhaus ist empört: „Erst werden wir von der Sozialreferentin mit einem fix und fertigen Finanzierungskonzept überrumpelt. Und als die Frauengruppen dann am Dienstag abend einen Gegenentwurf erarbeiten wollten, taucht wieder ein neues Papier auf - in nur einem Exemplar. Dies müssen wir jetzt erst einmal alle lesen.“ Barbara Reinhart vermutet „eine Verwirrtaktik des Sozialressorts“.
Das neue Papier ist das neue Vergabekonzept der Senatoren für Soziales und Gesundheit. Den rigorosen Sparplänen der Sozialreferentin Stoevesandt wird darin eine Absage erteilt. Die Höhe der Förderung soll zwischen den Initiativen und den zuständigen Arbeitsgruppen in den senatorischen Behörden ausgehandelt werden, wie bisher. Aber: Welches Konzept gilt nun?
Barbara Reinhart vom Frauenkulturhaus: „Über die Vergabekriterien sei nicht mehr zu diskutieren“, bekamen wir von der Sozialreferentin zu hören. „Auf unsere Bedürfnisse wird keine Rücksicht genommen.“
Laut Niko Diemer vom Netzwerk e.V. „bestätigt das neue, gemeinsame Konzept vom Sozial-und Gesundheitsressort zum Teil die alten Absprachen“. So würden die Höchstgrenzen der Zuschüsse und der Ausgaben zum Beispiel für Miete und Büromittel wieder zur Diskussion gestellt. „Offener Punkt bleibt die Finan
zierung der ABM-Kräfte“, betont Diemer. Barbara Reinhart befürchtet, „daß die ABM-Stellen des Frauenkulturhauses im Oktober vom Arbeitsamt nicht mehr verlängert werden“. Deswegen fordern die Initiativen, daß aus dem Bremer Topf auch Personalkosten übernommen werden. Im gemeinsamen Senatspapier von Gesundheit und Soziales wird ihnen da sogar ein klein bißchen Hoffnung gemacht: Bei Fortbildungsseminaren im eigenen Verein soll auch das Lehrpersonal aus dem Bremer Topf bezahlt werden. Das würde den Gruppen die Chance eröffnen, ihr gutwilliges, ehrenamtliches Personal besser zu qualifizieren.
Nach Auskunft des Sozialressorts ist man dort immer noch in der „Probephase“. „Da gibt es von verschiedenen Seiten Vorschläge. Entschieden ist hier noch nichts.“ Ein gemeinsames Gespräch mit allen Initiativen, die am Bremer Tropf hängen, ist im Oktober angesetzt.
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