: „Wir sind kein Sex-Verein!“
Schwuler Sportverein nicht förderungswürdig: Interview mit Vorstandsmitglied Patrick Hamm ■ I N T E R V I E W
Der Landessportbund Berlin hat dem „Vorspiel-Schwuler Sportverein (SSV) Berlin e.V.“ die Förderungswürdigkeit verweigert. Die „sexuelle Neigung der Mitglieder“ gehöre nicht in den Vereinsnamen, heißt es. Auch ein Gespräch zwischen Verein und Sportfunktionären brachte keine Annäherung.
taz: Der Landessportbund argumentiert mit einer „Störung des Betriebsfriedens durch Andersdenkende“ und „Anrufen besorgter Eltern“.
Patrick Hamm: Was die sagen, ist nun wirklich obskur, und ob das mit den Elternverbänden stimmt, bezweifle ich. Was wiederum die Intoleranz der Leute angeht, die unterstützt der Landessportbund doch nur.
Was sagt ihr zu dem Argument, daß die „sexuelle Neigung“ nicht in den Vereinsnamen gehöre?
Also, sexuelle Neigung ist erstmal viel zu eingeschränkt, für uns ist das ein Lebensgefühl. Schließlich gibt es auch einen Polizeisportverein, einen Gehörlosen-Schachclub, einen tunesischen Sportverein usw. Wir wollen Sport machen, wir sind kein Sex-Verein.
Hattet ihr bei der Eintragung als „e.V.“ Schwierigkeiten?
Nein, überhaupt nicht, auch nicht mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit.
Warum ward ihr bei der Namensgebung nicht kompromißbereit? Immerhin wolltet ihr doch gefördert werden.
Ich gehe davon aus, daß sich jeder so nennen kann, wie er will. Für uns ist das ein Teil unserer Identität, und die lassen wir uns nicht durch irgendwelche konservativen Herren nehmen.
Wie wollt ihr jetzt weiter vorgehen?
Wir lassen dem Landessportbund eine Frist von vier bis sechs Wochen. Die wollen mit dem Rechtsausschuß des Deutschen Sportbunds über eine generelle Regelung beraten. Darüber hinaus besteht für uns die Möglichkeit, vor dem Verwaltungsgericht zu klagen.
Interview: henk
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