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Krisenfeuerwehr vor

■ Die Zinsbeschlüsse der Industrienationen stürzen die Länder der Dritten Welt in eine neue Schuldenkrise

Die Politik ist eine Geisel der Ökonomie. Wer meint, diesen Satz in die Rumpelkammer marxistischer Orthodoxie ablegen zu müssen, braucht nur hinter die Kulissen der jüngsten konzertierten Zinserhöhungsrunde zu blicken, um sich eines Besseren belehren zu lassen. Die europaweite Leitzinserhöhung ist nämlich allein ein Nachtarocken hinter den Entwicklungen der internationalen Geldmärkte, auf denen der Preis für Tagesgeld seit langem den politisch dekretierten Raten davongelaufen ist.

Aber auch wirtschaftspolitische Reaktionen können Wirkungen zeitigen. So dürfte der von der US-Regierung forcierte Anstieg des Dollarkurses wenigstens vorübergehend gestoppt und der in Gang gekommene Inflationsprozeß abgebremst werden. Katastrophal dürfte sich aber der weltweite Zinswettlauf auf die internationalen Schuldner auswirken. Infolge der großen Zahl zinsvariabler Kreditverträge werden die Zinszahlungen auf die ausstehenden Schulden wieder drastisch ansteigen und die brodelnde Schuldenkrise der Dritten Welt und des realen Sozialismus zum Überlaufen bringen. Die Krisenfeuerwehren können sich schon mal bereithalten.

Kurt Zausel

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