: Streit um den Import von Tropenhölzern
■ Umweltschützer verlangen als Mindestmaßnahme Verhaltenskodex
Hamburg (epd) - Der von Umweltschützern geforderte Verzicht auf den Import von Tropenhölzern liegt nach Ansicht des Vereins Deutscher Holzeinfuhrhändler (Hamburg) „weder im Interesse der Entwicklungsländer noch im Interesse des Tropenwaldes“. Wie Geschäftsführer Hartmut Schulze-Riewald sagte, trage der Holzexport in die Industrieländer nur geringfügig zu der Abholzung der tropischen Regenwälder bei. „Von den weltweit geschlagenen Tropenhölzern gehen nur fünf Prozent als Rundhölzer oder Holzhalbfabrikate in den Export, zehn Prozent werden als Nutzholz in den Ursprungsländern eingesetzt, und 95 Prozent dienen als Brennholz oder Holzkohle.“
Damit steht für den Vertreter der Holzimporteure die wichtigste Ursache für die Zerstörung des Regenwaldes fest: „Der größte Teil geht auf Kosten von Brandrodungen der Bevölkerung, die das Holz als Brennmaterial und die frei werdenden Flächen zum Anbau von Nahrungsmitteln nutzt.“ Über die Zukunft der Regenwälder entscheide deshalb nicht der Export von Tropenhölzern, sondern die Bevölkerungszunahme in den Entwicklungsländern.
Der Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie in Wiesbaden, Erich Naumann, weist auf die wirtschaftlichen Konsequenzen eines Tropenholz-Boykotts für die Entwicklungsländer hin. „Manche afrikanischen Entwicklungsländer sind wirtschaftlich auf Holzexporte angewiesen, manche asiatischen Länder haben sich eine funktionierende Holzindustrie aufgebaut.“ Ein Boykott würde diese Länder hart treffen, obwohl „Tropenholz bei uns in allen Bereichen ohne Mengenprobleme ersetzbar wäre“. Insofern könnte sich Naumann zwar mit einem Verzicht auf Tropenholz aus Regionen anfreunden, in denen die Regenwälder schon stark geschädigt sind. „Ansonsten ist der Dritten Welt jedoch mit einer sachgerechten Bewirtschaftung der Regenwälder mehr gedient als mit einem Boykott.“
Dies reicht jedoch den Umweltschutz-Organisationen, die sich von „Robin Wood“ bis zum „Bund für Umwelt und Naturschutz“ zu einer „Regenwald-Kampagne“ zusammengeschlossen haben, nicht aus. Die meisten sehen zwar auch in den Brandrodungen der örtlichen Bevölkerung die wichtigste Ursache für die Zerstörung der Regenwälder, doch „der internationale Tropenholzhandel ist die zweitwichtigste“, sagt Reinhard Behrend (Hamburg), der Koordinator der Informationskampagne.
Die vielbeschworene „selektive Einschlag-Technik“ ist ihm dabei ein besonderer Dorn im Auge. „Langjährige Untersuchungen haben gezeigt, daß ihre Wunden nicht verheilen. Noch nach Jahrzehnten hatte sich die ursprüngliche Öko-Kultur in den Wäldern nicht wieder eingestellt - ganz zu schweigen von den Folgeschäden, wenn die großen, wertvollen Stämme mit riesigen Lastwagen abtransportiert werden.“ Über diese Folgeschäden zerstöre der Tropenholz-Handel deshalb rund fünf Millionen Hektar Regenwald pro Jahr. Fachleute schätzen den jährlichen Verlust an Regenwäldern insgesamt auf bis zu 20 Millionen Hektar - das ist knapp das Dreifache der bundesdeutschen Waldfläche.
Mit den Regenwäldern gehen Tier- und Pflanzenarten für immer verloren, die nur in dieser Vegetation gedeihen. Dazu kommen noch heute unübersehbare Veränderungen des Weltklimas. Der Gesamtimport tropischer Hölzer in die Bundesrepublik betrug 1986 rund eine Million Festmeter. 95Prozent der importierten Rundhölzer kommen aus Afrika, 86Prozent der bearbeiteten Hölzer aus Asien, lateinamerikanisches Holz spielt hier keine Rolle.
Die Umweltschützer fordern als „minimale Richtlinie“ einen internationalen Verhaltenskodex. Er verlangt den Verzicht auf den Import unbearbeiteter Stämme und die Kennzeichnung von bearbeiteten Tropenhölzern, die aus ordnungsgemäßer und umweltschonender Bewirtschaftung der Regenwälder stammen. „Selbst diesen Kompromiß lehnen die Holzimporteure aus Furcht vor Einbußen ab. Bei ihnen geht immer noch Ökonomie vor Ökologie“, beklagt sich Reinhard Behrend.
Dennoch hat Behrend die Hoffnung auf einen Meinungsumschwung in der Holzwirtschaft noch nicht aufgegeben. Immerhin bekannten sich bisher, laut Behrend, etwa 50 Schreinereien in der Bundesrepublik zu einem bewußten Verzicht auf Tropenhölzer.
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