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Zu durchsichtig

■ Nach dem Gespräch Walesas mit dem Innenminister

Ach, wie schön wäre es, wenn alle, mich eingeschlossen, sich geirrt hätten, die dem polnischen Regime die Fähigkeit abgesprochen haben, durch die Wiederzulassung von Solidarnosc einen neuen Gesellschaftsvertrag in Polen auf den Weg zu bringen. Im Gegensatz zu einigen Windbeuteln in der Partei, die seit Frühjahr mit immer neuen Projekten der „Verständigung“ von sich reden machen, ist General Kiszacz, der Innenminister, ein enger Vertrauensmann Jaruzelskis, wenn er jetzt ein Round-Table-Gespräch vorschlägt keinerlei Vorbedingungen stellt, hat er die Rückendeckung des Chefs. Aber leider sind die „Absichten der Macht“ allzu durchsichtig. Ihm geht es darum, möglichst viele anerkannte Vertreter der demokratischen Opposition als Indidividuen zu integrieren und damit gleichzeitig die Wiederzulassung von Solidarnosc zu umgehen. Am liebsten wäre ihr Walesa als Präsident einer neuzugründenden Kammer der Sejm, eines Parlaments organisierter Interessen, dessen Fehler nur darin bestünde, daß die wichtigste Interessenvertretung Solidarnosc - nicht präsent ist.

Die Solidarnosc-Führung und der Episkopath wissen, das ein „historischer Kompromiß“ unterhalb der Legalisierung der verbotenen Gewerkschaft von der neuen Generation der Streik -Aktivisten nie akzeptiert werden wird. Obwohl die Verhandlungs-Chancen minimal sind, war Walesa gut beraten, als er erklärte, er wolle „den schwierigen Weg der Verhandlung gehen“. Es ist dies der Weg, den sein Berater Bogaj „Wiederzulassung als Prozeß“ nannte. Vielleicht wird der Druck der polnischen Arbeiterklasse doch ausreichen, dieser Idee zum Leben zu verhelfen. Ach, wie schön wäre das.

Christian Semler

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