: Hinterhöfe und Dächer sollen grün werden
■ Umweltsenatorin Lemke-Schulte läßt Parkplätze und Schulhöfe begrünen / 250.000 Mark für Entsiegelungsmaßnahmen / Eigeninitiative der Bürger fördern / Grüne: Läppisch und konzeptionslos20.e
Der Bremer Stadtteil Ostertor/Stein
tor ist auf 82% der Bodenfläche kein Boden mehr, sondern Stein und Asphalt. In Zentren wie der Altstadt oder der alten Neustadt oder auch in Vegesack sind über 90 % der Fläche bebaut. Diese Zerstörung der Böden und jeglicher Biotope ist verantwortlich für „bioklimatische Streß -Situationen“, seit langem fordern Umweltschützer eine „Wende“.
Am Montag hat auf der Parkplatzfläche unterhalb des Burgwallstadions in Blumenthal (Bremen-Nord) das begonnen, was die Fachleute „Entsiegelung“ nennen: Bagger sind angerollt und haben die asphaltierte Fläche aufgerissen. Da wo bisher kein Grashalm sprießen konnte, sollen Bäume gepflanzt werden. Das ist aber nur eine von mehreren „Entsiegelungsmaßnahmen“, die noch in diesem Jahr in Bremen beginnen sollen, wie die Senatorin für Umweltschutz und Stadtentwicklung, Lemke-Schulte, gestern vor der Presse erläuterte. Auch ein Schulhof (Schleswiger Straße), eine nicht mehr benötigte Straße und zwei Parkplätze (Ortsamt Neustadt, Endhaltestelle der Linie 1 in Arsten) sollen grün werden.
Die Senatorin will nun endlich den schönen Worten vom Mai letzten Jahres Taten folgen lassen und sogar ein Flächen -Entsiegelungs-Programm erstellen lassen. Damals hatte die Senatorin
ein Gutachten über die negativen Auswirkungen der Versiegelung und die Möglichkeiten der Entsiegelung von Flächen vorgestellt. Das damals ebenfalls angekündigte Handlungskonzept, wie die Bodenversiegelung - sprich Straßen - und Siedlungsneubau - verringert werden könnte, blieb sie schuldig. Es gibt jedoch eine Arbeitsgruppe, die auch dazu Vorschläge erarbeiten soll.
Senatorin warnt vor
zu hohen Erwartungen
Vor zu hohen Erwartungen warnte die Senatorin, „denn es wird in einer Großstadt immer große Areale geben, deren hoher Versiegelungsgrad unabdingbar notwendig ist“, so Frau Lemke -Schulte. Jede noch so kleine Maßnahme sei jedoch ein „weiterer Schritt in die richtige Richtung.“
Für die Entsiegelungspläne sollen insgesamt 250.000 Mark
zur Verfügung gestellt werden. 25.000 Mark davon stehen für Dachbegrünungen bereit: Ab sofort können Hauseigentümer bei der Senatorin eine Finanzierungshilfe (bis zu 50 Mark pro Quadratmeter) beantragen.
Gefördert werden sollen auch Verbände, Vereine und Initiativen, die selber Entsiegelungsmaßnahmen durchführen wollen. An Grundstückseigentümer appellierte die Senatorin, die oft un
nötigen Versiegelungen in den Gärten zu entfernen und zu begrünen, auch wenn das etwas mehr Arbeit mache. Alle diese Maßnahmen könnten helfen, die Lebens-und Wohnqualität, sowie die Bedingungen für Pflanzen-und Tierwelt zu verbessern, betonte die Senatorin.
Helga Rinsky, eine Mitarbeiterin der Fraktion der Grünen, bezeichnete die Entsiegelungsmsaßnahmen gegenüberoeOE1/4(R)AE„läppisch und konzeptionslos“. Wirkliche Konsequenzen aus dem Gutachten habe die Senatorin bisher nicht gezogen. Für die jetzt geplanten Maßnahmen hätte kein Gutachten erstellt zu werden brauchen, dafür hätte sogar der „gesunde Menschenverstand“ ausgereicht.
Ein Umdenken, wie es in dem Gutachten von 1987 gefordert wurde, kann sie bei den Planungsbehörden nicht erkennen. Denn das gleiche Ressort, das Privatleute zum Begrünen der Dächer und Vorgärten auffordert, betreibt mit den Straßenbauplänen insbesondere im Bremer Osten und im Bremer Westen (Hafenrandstraße) großflächige weitere Versiegelungen. Von einem Versiegelungsstop, d.h. vollständigen Ausgleich jedes Quadratmeters neu versiegelter Fläche durch entsprechende Entsiegelung, kann keine Rede sein.
RaS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen