: Schlimmer geht's nimmer
■ Hertha BSC - SC Freiburg 0:0 / Auch das vierte Heimspiel konnten die Herthaner nicht gewinnen / 6.100 Zuschauer vom Anti-Fußball und Mauer-Taktik vergrault
Vielleicht sollten die Profikicker von Hertha BSC die Arena wechseln. Aberglaube oder nicht: Auch das vierte Spiel im heimischen Olympiastadion konnte nicht gewonnen werden. Nach dem total enttäuschenden 0:0 Unentschieden gegen den SC Freiburg wurden die Schützlinge von Trainer Sundermann mit Pfiffen der 6.100 zahlenden Zuschauer in die Kabine geschickt. Grund für den Unmut der Hertha-Süchtigen: Die Art und Weise, wie diese Punkteteilung zustande kam, grenzte gegenüber den Fans - an Arbeitsverweigerung. Keine spektakulären Torraumszenen, viele Fehlpässe, Mittelfeldgeplänkel, Mauerfußball, 90 Minuten Langeweile. Schuld daran waren freilich auch die Gäste aus Freiburg, die immerhin als Tabellenführer zum Aufsteiger gereist waren. Sie beschränkten sich darauf, das Spiel zu kontrollieren, wollten nichts anbrennen lassen und wären mit dieser modernen Form des Anti-Fußballs beinahe noch als Sieger vom Platz gegangen. Fünf Minuten vor Schluß gelang es dem eingewechselten Dimitrios Moutas, einen Ball ins Aus zu schlagen, den selbst der Platzwart in die Maschen gesetzt hätte. Und Herthas Chancen? Fehlanzeige!
Bei soviel Unvermögen auf beiden Seiten fällt es nicht schwer, den mit Abstand besten Aktiven des Nachmittags zu finden: Joachim Kautschor, Schiedsrichter mit Fingerspitzengefühl, empfahl sich für bessere Fußball-Kost.
Nach dem trostlosen Gekicke hatten die Trainer keine Erklärungen, sondern nur Ausreden parat. Freiburgs Jörg Berger meinte, daß er „im Großen und Ganzen“ zufrieden sei. Mehr sei einfach nicht drin gewesen. Und überhaupt: „Nächstes Wochenende spielen wir gegen Düsseldorf. Das ist dann die Spitzenpartie.“ Auch Hertha-Coach Sundermann, sonst um blumige Formulierungen bemüht, gab sich wortkarg: „Wir wollten auf jeden Fall einen Rückstand vermeiden, deshalb so viele Defensiv-Spieler. Wir haben dieses Ziel erreicht.“ So bleibt als Fazit zu ziehen: Taktik aufgegangen, Fans fühlen sich verarscht.
Holger Schacht
Hertha BSC Berlin: Junghans - Greiser - Brefort, Niebel Kaminski, Täuber (75. Krawczyk), Freudenstein, Gowitzke, Fistler, Patzke (66. Rinke) - Rombach
SC Freiburg: Haas - Schulz - Maier, Higl - Lay, Buck, Pfahler, Majka (88. Hoping), Weber - Hermann, Kurt (81. Moutas)
Schiedsrichter: Kautschor (Eschweiler) - Zuschauer: 6.100.
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