piwik no script img

Für Kliesch nach drüben

■ Mitglieder der Kreuzberger Liebfrauengemeinde protestierten vor dem Ost-Berliner Bischofssitz für Pfarrer Kliesch / Bischof will hart bleiben

Der Protest gegen die Versetzung von Pfarrer Kliesch macht auch vor der Mauer nicht halt. Da der Sitz des katholischen Bischofs Meisner in Ost-Berlin liegt (er weilt jeweils zwei Tage in der Woche bei seinen West-Berliner Schafen), zogen am Samstag morgen rund acht Mitglieder der Kreuzberger Liebfauengemeinde vor das Ordinariat im anderen Teil der Stadt. Während der Pfarrgemeinderat im Innern über den „Fall Kliesch“ verhandelte, entrollten sie zum Protest zwei Spruchbänder: „Liebfrauengemeinde fordert: Kliesch bleibt“ und „Der Bischof ein Pharao - die Gemeinde ein Sklavenhaus???“. Als die westlichen Protestierer mit den Transparenten zur Kathedrale weiterzogen, fanden sie bei Ost -Berliner Gottesdienst-Besuchern, die gerade die Kathedrale verließen, regen Zuspruch: „Total gut, daß Ihr das macht. Wir denken genauso“ bekundeten sie gegenüber den Kreuzbergern ihre Zustimmung. Selbst die Volkspolizisten beschränkten sich auf genaue Beobachtung und ließen ansonsten die Westler gewähren. Bei der rund zweistündigen Gesprächsrunde sei „unter dem Strich herzlich wenig herausgekommen“, erklärte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Lob-Hüdepohl. Er habe wenig Hoffnung, daß Bischof Meisner seine Entscheidung zurücknehmen werde, Pfarrer Kliesch nach Lichtenrade zu versetzen und stattdessen eine neue vierköpfige Priestergemeinde in Kreuzberg anzusiedeln. Der Bischof habe betont, daß die personelle Veränderung eine Verbesserung der Gemeindearbeit bedeute. Bedenken des Pfarrgemeinderates aber wurden nicht ausgeräumt. „Ich bleibe bei meiner Einschätzung der Vorgänge und sehe mich in der Kritik sogar gestärkt“, erklärte Lob -Hüdepohl. Nach der Entscheidung hatte er kritisiert, daß die Versetzung aus „inhaltlich politischen Gründen“ erfolgt sei, da das „hautnahe Engagement“ von Pfarrer Kliesch der Bistumsleitung schon lange ein „Dorn im Auge“ gewesen sei.

bim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen