: Inlandsflüge streichen - Wald retten
Grüne im hessischen Landtag legen Luftverkehrskonzept für Rhein-Main vor / Inlandsflüge auf die Schiene / „Eiertanz“ der hessischen Landesregierung in Sachen Flughafenerweiterung ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Frankfurt/Wiesbaden (taz) - Die Grünen im hessischen Landtag haben gestern gefordert, alle Inlandsflüge zu streichen und
-mit Ausnahme der Berlinflüge - auf die Schiene zu verlegen. Mit dieser Sofortmaßnahme, so der verkehrspolitische Sprecher der Partei, Herbert Reeh, könnten die Kapazitätsprobleme auf dem Rhein-Main-Flughafen umgehend gelöst werden. Mit ihrem „luftpolitischen Vorstoß“ (Reeh) greifen die hessischen Grünen erstmals in die Debatte um die Erweiterung des größten europäischen Zivilflughafens ein, die seit Monaten in Frankfurt und in Wiesbaden leidenschaftlich geführt wird (die taz berichtete).
Während die Staatminister Milde (CDU) und Schmid (FDP) vor Wochenfrist noch davon träumten, die Rhein-Main-Air-Base der US-Army für den zivilen Flugverkehr nutzbar machen zu können, legten der Frankfurter Oberbürgermeister Wolfram Brück (CDU) und der hessische Ministerpräsident Walter Wallmann ihre Pläne auf den Tisch. Denn nach einer eindeutigen Stellungnahme der US-Amerikaner, in der sie die „strategische Bedeutung“ der Air-Base für die Army herausstrichen, war klar, daß die Träume von Milde und Schmid Schäume bleiben werden. Wolfram Brück schließt jetzt den Bau einer dritten Start- und Landebahn für den Frankfurter Flughafen nicht mehr aus. Und Wallmann versprach den Delegierten auf dem Frankfurter CDU-Parteitag eine „vorurteilsfreie Prüfung der Ausbauerfordernisse“, wobei es „keine Negativfestlegungen“ geben dürfe. Sowohl das Land Hessen als auch die Stadt Frankfurt sind im Aufsichtsrat der Frankfurter Flughafen AG (FAG) vertreten. Die FAG und die Industrie- und Handelskammer Frankfurt fordern seit Monaten eine Kapazitätserweiterung für den Flughafen, der aufgrund der gestiegenen Flugbewegungen und des höheren Frachtaufkommens aus allen Nähten platze. Für eine dritte Startbahn, so sagten inzwischen Experten, gebe es allerdings nur einen einzigen möglichen Platz: den der US-Air-Base. Nach Ansicht der Grünen soll die Landesregierung alle anderen Möglichkeiten einer „Kapazitäsrückgewinnung“ (Grüne) sorgfältig prüfen und umsetzen. Mit der Verlagerung des innerdeutschen Flugverkehrs auf die Schiene wäre ein Kapazitäsgewinn von 28 Prozent zu erzielen, meinte der Abgeordnete Reeh. Und ohnehin reise man mit der Bahn etwa von München nach Frankfurt schneller als mit dem Flugzeug, da die Ein- und Auscheckzeiten wegfallen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen