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Mauschelei

■ Eine Spekulation über Cordes‘ Freilassung

Genschers diskrete Diplomatie hat die letzte bundesdeutsche Geisel, den Hoechst-Manager Rudolf Cordes, nach 20 Monaten Geiselhaft im Libanon heimgeholt. Wie schön für Herrn Cordes, Glückwunsch Herr Genscher. Die vor allem von den USA häufig kritisierte Bonner Haltung gegenüber dem Teheraner Regime hat sich bezahlt gemacht, Genscher hat Grund zu triumphieren. Die deutsche Rüstungsindustrie, das ist bekannt, hat sich schon lange vor der Freilassung Cordes‘ ihre fette Scheibe von der Bonner Politik geschnitten.

Doch kann man getrost schon heute von vergänglichem Ruhm sprechen, der das lichte Haupt des Außenministers krönt. Genscher muß sich die Frage nach dem Geheimnis seiner Diskretion gefallen lassen. Bonn verhängte die Nachrichtensperre über die Geiselaffäre mit Rücksicht auf die Sicherheit der Herren Schmidt und Cordes.

Mit der Freilassung der letzten Geisel drängen sich aber die Fragen wieder verstärkt auf. Für so dumm kann selbst Genscher die Öffentlichkeit nicht verkaufen wollen, daß sie am Ende glaubt, die Familie Hammadi, die libanesische Hizb'allah und die Teheraner Mullahs würden allein auf blaue Augen und große Ohren abfahren. Womit sollte schließlich ein deutscher Außenminister gefeit sein, gegen eine Mauschelei, wie sie in ihrem ganzen unerträglich schmutzigen Ausmaß als „Irangate“ der Reagan-Administration ans Licht kam.

Petra Groll

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