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Bauen & Wohnen ausgestellt

■ Eine Messe auf der Bremer Bürgerweide zeigt Weinkeller und Wintergärten, Kamine und Keramik, Heizkessel und Herrensocken / Sehenswert die bauökologischen Aussteller / Luxus bei den Bädern

Daß auch „Herrensocken, hygienisch frisch“ auf einer „Bauen-und-Wohnen„-Messe zu finden sein würden, hat mich ja doch überrascht. „Das hat doch auch mit Leben und mit Wohnen zu tun - im weiteren Sinne“, klärte mich freundlich die Standinhaberin auf. In diesem Sammelsurium-Sinne ging es dann auch erst mal weiter mit „Anregungen für ein schöneres Zuhause“, wie die Messeleitung für die Exponate von 145 AusstellerInnen auf 6.000 Quadratmetern der Halle V / Bremer Bürgerweide wirbt. Demnach gehören zu einem schöneren Zuhause Plastikverblender für Hausfassaden, Fusselbürsten und Klo-Spartasten, allerliebste bunte Keramik-Tierchen für Beistell-Tischchen und schmiedeeiserne Rösser zum Aufhängen, plastikbeschichtete Türen („Nie mehr anstreichen!“) und Weinkeller zum Selbsteinbauen.

Ein Schwerpunkt der Messe ist der Energiebereich. Da zeigen sich die bekannten Aussteller großer Sanitärfirmen und Heizkessel-Hersteller trendgemäß mit neuen umweltfreundlichen Spar-Systemen. 80 Kamine und Kachelöfen, modern und altertümlich, sind ausgestellt. Weitere Komplexe sind Renovierung und Isolierung. Neues kommt da aber

weniger von den großen Bauunternehmen und Baumaterial -Herstellern, die nach wie vor ihre Mineralwolle zum Wärmedämmen und ihre Plastikklinker anbieten.

Die alternativen Inseln unter den Ausstellern haben mehr zu bieten, und da wird es interessant. Zwei Beispiele: Statt der giftigen,

nach wie vor formaldehydhal tigen Preßspanplatten stellt der „Bremer Bauhof“ (ein selbstverwalteter Betrieb, der bauökologisch plant, berät und Baustoffe verkauft) Holzfaserplatten aus, die schadstoffrei, aus Holzschwarten und mit den Giftprodukten vergleichbar im Preis

sind, mit und ohne Nut&Feder. Aus Kanada kommt ein Patent zur Wärme- und Schalldämmung: Altpapier, z. B. von Tageszeitungen, wird mit Borsalz zu feinen Flocken verarbeitet und mit Tapetenkleister (innen) oder Naturharzleim (außen) an Wände oder Decken gespritzt, nicht brennbar,

sogar mit Wandfarbe bespritzbar und über Jahrzehnte haltbar.

Gleich nebenan präsentiert die „Bremer Holzwerkstatt“ massive Möbel, Fenster und Spiegelrahmen, die nichts von der Art selbstgebastelter Heimfertigung, dafür aber vielfältige Stile haben: eine deutlich moderne Tür mit Jugendstil -Ornamenten, ein supermoderner Schreibtisch, der eine runde und eine rechteckige Platte gekonnt zusammenfügt.

Als Alternative zu dem selbsternannten „Spezialist für Ihre Probleme“, der vor einer waschechten Giebelfassade für konventionelle Farben wirbt, bietet „Der Naturpinsel“ das ganze Sortiment schadstoffarmer oder -freier Lacke, Farben und Lasuren für innen und außen an.

Überhaupt nicht alternativ, aber sehenswert ist die Keramik -Schau mit ausgefallenen Fliesen aus Italien und Spanien und Badezimmerzubehör wie Wannen, Waschbecken und Whirlpools. Wie für Bremer Häuser erfunden sind die altmodischen Waschbecken, Mischbatterien in Chrom und Messing, Fliesen mit plastischen Streifen und Mustern. Susanne Paa

Noch bis Sonntag, Eintritt 8 bzw. ermäßigt 5 Mark.

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