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Hör-Funken: "Tanz, Tumult und Tod"

Plattdeutsch aus dem Universum („Alles relativ“, 21-22 Uhr, NDR 1). Wie immer hat in der Phantasie von Erdbewohnern das gesamte Universum nichts Besseres zu tun, als den Planeten Erde zu retten. Per Ufo sind zwei extraterrestrische Wesen über diese Milchstraße angerauscht gekommen, um direkt auf der Wiese hinter dem Haus zu landen, wo der Spezialist für Theoretische Physik wohnt. Der hat, was selbst dem rollstuhlfahrenden Physiker Hawking aus Cambridge bisher noch nicht gelang, die endgültig richtige Weltformel entdeckt, bietet sich aber nicht nur deshalb als Gesprächspartner für die beiden Ufo-Fahrer an. Das Gespräch zur Rettung der Erde vor ihrer Selbstvernichtung benötigt seine gemeinsame Sprache. Da der erdgeborene Physiker plattdeutsch spricht und die Sprache erdverbundener Außerirdischer sowieso das Plattdeutsche ist, gibt es keine Kommuniationsstörungen und die Rettungstaten können beginnen.

Nacktes & wildes Leben („Tanz, Tumult und Tod“, 23-24 Uhr, SFB 3). Auch die Boheme war anscheinend eine Monarchie, den Jürgen Bevers Hör-Revue über die Tänzerin Anita Berber porträtiert „die Königin der Boheme im Berlin der zwanziger Jahre“. Der Vorführungsbedarf für Szenen aus den Tumulten der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist gegenwärtig besonders groß, was Rosa von Praunheims Perversions- und Rauschgiftopus über die sagenhafte Nackttänzerin zeigte, nur daß Jürgen Bevens Hör-Revue auch noch ausgiebig das Tumult -Terrain der Zeit mitsondiert: das Geflecht von Wirtschaftskrise, abgeschnittenen Zöpfen und abgelegten Kleidern, Tänzen und Musiken des Rausches, der Beschleunigung der Vergnügungssucht und Betäubungszwang. Und auch die zeitgenössischen Kritikerworte zu den Phänomenen der schönen, neuen und nackten Welt: „So wie man im Kriege mit Suppenwürfeln handelte, so handelt man im Frieden mit Hunderten von Frauenschenkeln, Frauenbrüsten, Frauenrücken“, wie jener Kritiker schrieb, der auch die Formel für die Revue-Schauspiele fand: „Multipliziert man eine nackte Frau mit fünfzig, so ist die Handlung bereits da.“ Anita Berber schaffte es immerhin eine Zeitlang, alleine die Haupthandlung zu sein, doch die Sensationen der Moderne haben alle ein schnelles Verfallsdatum, und als sich in der Neuen Sachlichkeit bereits der BDM-Charme ankündigte und mit dem amerikanischen Frischhaltebeutel-Sexappeal zusammentat, tingelte der Ex-Star bereits durch die Kaschemmen von Bagdad, um im Berliner Bethanien-Krankenhaus dahinzusiechen. So ging sie hin, die nackte Glorie der Welt, von der heute nichts als die Massenfertigung der Werbeindustrie blieb, die inzwischen mit Frauenbrüsten für Suppenwürfel oder auch Werkzeugmaschinen wirbt.

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