: Spießig-betr.: "Die Rückkehr des Zuschauers", taz vom 17.9.88
Betr.: „Die Rückkehr des Zuschauers“,
taz vom 17.9.88, S. 17
Nutt scheint leider Symptom zu sein in einem Kulturteil, dessen musterstudentenhafte Großkulturfixiertheit kaum zu überbieten ist. Schon unerträglich spießig und arrogant wissen solche natürlich immer, daß die wahre Kunst die Hochkultur ist. Als Agenten dieser Hochkultur mischen sie sich unter die „Vergnügungsmassen“, in denen sie sich, „zugegeben, mit wachsender Begeisterung auch immer häufiger aufhalten“, immer natürlich wissend, daß es in den Niederungen (oder der „Kultur minderer Güte“) nicht so sehr um Kunst, sondern um exotische Massen geht, die sie als Kulturherren beobachten.
Eine extrem dümmliche Unverschämtheit sind nun die Sätze, die Harry über Friedrich Steinhauer, „die Nachtigall von Ramersdorf“ äußert. „Die Nachtigall als Künstler zu bezeichnen würde man sich aber vermutlich doch scheuen“ was ist er sonst? Nenne mir einen, der so das Herz zuzurühren versteht wie die Nachtigall. Der so ergreifend und großartig in allen Bewegungen und Tönen ist; der so lebendig und eindringlich in jedem seiner Filme war (nicht nur ein Film, wie Nutts dummdreist lügt, sondern um die dreißig Filme & ein Filmporträt „Nach Wien“), Filme, die allein durch seine Präsenz gelebt haben, und weiterleben. Natürlich merkt Nutt davon überhaupt nichts.
Horst, Spandau
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