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Boock hofft auf Weizsäcker-Gespräch

■ Umfrage zur Begnadigung von Ex-Terroristen: Die Hälfte der Bevölkerung ist dafür / Ex-Justizminister Jahn (SPD) wirft Rebmann „Mißachtung des Amtes“ vor / Lummer (CDU) unterstützt Weizsäcker

Hamburg (ap/taz) -Der in der Strafanstalt Hamburg -Fuhlsbüttel einsitzende Ex-RAFler Peter Jürgen Boock hofft trotz des über sein Gnadengesuch entbrannten politischen Streits weiter auf ein Gespräch mit Bundespräsident von Weizsäcker. In einem vorab veröffentlichten Interview des 'Spiegel‘ distanzierte sich Boock von dem Attentat auf den Bonner Staatssekretär Tietmeyer am vergangenen Dienstag. Er halte diesen Anschlag für „unmenschlich und politisch falsch“ sagte der zu lebenslanger Haft verurteilte Boock. Er fügte hinzu, daß der Anschlag die „notwendige kritische Auseinandersetzung mit der Politik der Weltbank und des Weltwährungsfonds zur Schuldenkrise erschwert oder vielleicht sogar unmöglich macht“. Neue Erkenntnisse und Veränderungen könne es „nur auf dem Wege der Einsicht von Menschen geben, die kann nur aus Denkprozessen kommen, nicht aus Gewehrläufen“, sagte er.

Boock widersprach in dem Interview auch der Vermutung von Generalbundesanwalt Rebmann, er sei in Köln 1977 bei dem Anschlag auf Arbeitgeberpräsident Schleyer dabeigewesen: „Ich war nicht dabei, und ich habe nicht geschossen“, versicherte der RAF-Aussteiger.

Nach einer ebenfalls vom 'Spiegel‘ veröffentlichten Umfrage des Emnid-Instituts von Anfang letzter Woche hält sich die Zahl der Befürworter und Gegner eines Gnadenakts für reumütige Terroristen inzwischen mit je 46 Prozent die Waage. Im April hätten sich dagegen noch über zwei Drittel der Bundesbürger gegen eine Begnadigung verurteilter Terroristen ausgesprochen. Die Meinungsforscher sehen in dieser Veränderung einen „Weizsäcker-Effekt“.

Berlins Ex-Innensenator Heinrich Lummer sprach sich am Sonntag in einem Rundfunkgespräch indirekt für Boocks Begnadigung aus. Lummer, der den RAF-Aussteiger jüngst im Knast besuchte und mit ihm über dessen Buch „Abgang“ diskutierte, ist dabei zu der Überzeugung gelangt, daß Boock sich vom Terrorismus abgewendet habe. Er hat lediglich Bedenken, ob die verbüßte Zeit in einem angemessenen Verhältnis zur Gesamtstrafe stehe.

Der frühere Bundesjustizminister Gerhard Jahn (SPD) verurteilte in der gleichen Rundfunksendung das Verhalten von Generalbundesanwalt Kurt Rebmann. Jahn sprach im Zusammenhang mit den in der letzten Woche publizierten Briefen des Generalbundesanwalts zu der Gnadendiskussion von „Anmaßungen“ und „Mißachtung des Amtes“.

Spur im Fall Tietmeyer

Die Ermittlungsbehörden glauben eine erste „heiße Spur“ im Fall des Attentats auf den Bonner Staatssekretär Tietmeyer vermelden zu können. Das Bundeskriminalamt erließ einen Fahndungsaufruf nach dem mutmaßlichen Mitglied der RAF, Brigitte Hogefeld. Nach Angaben des Sprechers der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, Prechtel, steht Frau Hogefeld in dem dringenden Verdacht, das bei dem Anschlag am Dienstag verwendete Auto unter falschem Namen angemietet zu haben. Begründet wird dieser Verdacht mit einem Schriftgutachten, wonach sie „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ den Mietvertrag für den Wagen unterschrieben habe.

mtm

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