piwik no script img

„Die eigentlichen Schuldner sind die Gläubiger“

Zum Abschluß des Gegenkongresses verabschiedeten die Trägerorganisationen und TeilnehmerInnen eine fünfseitige „West-Berliner-Erklärung“, aus der wir kurze Auszüge veröffentlichen.

„Gegen den von IWF, Banken und den Gläubigerregierungen propagierten und praktizierten Von-Fall-zu-Fall-Ansatz muß eine globale Schuldenstreichung durchgesetzt werden. Wir unterstützen deshalb Schuldnerkartelle und die Bemühungen um globale Schuldenkonferenzen'in denen die Schuldnerländer gleichberechtigt beteiligt sind. An diesen Verhandlungen müssen auch die Vertreter von politischen und sozialen Bewegungen beteiligt werden. Konditionierte Schulden- und Teilschuldenerlasse, auch wenn sie in 'sozialem‘ oder 'ökologischem‘ Gewand erscheinen, lehnen wir ab (...). Ohne eine Streichung der Auslandsschulden der Länder der 'Dritten Welt‘ gibt es keinen Handlungsspielraum für die Oppositionsbewegungen dort (...). Über die Forderung nach Schuldenstreichung hinaus ist eine tiefgreifende Veränderung der internationalen Arbeitsteilung, der internationalen Beziehungen und Machtverhältnisse unabdingbar, wenn die Schuldenkrise dauerhaft überwunden werden soll (...).

Alle diese Fragen müssen Gegenstand einer intensiven Debatte werden. Eine neue Weltwirtschaftsordnung kann jedoch nicht am Reißbrett entworfen oder den Regierungen überlassen werden. Ihr künftiges Gesicht ist abhängig vom Kampf der Völker und ihrer Bewegungen. Doch schon heute läßt sich sagen: Ihre Verwirklichung ist nur denkbar auf dem Weg einer radikalen und umfassenden Demokratisierung der internationalen Beziehungen und durch Überwindung der zerstörerischen Dynamik, die der Weltmarkt heute entwickelt und die sich in Hunger, Naturzerstörung, Hochrüstung und Krieg niederschlägt (...).

Wir wissen, daß die Verwirklichung auch nur dieser allerdringlichsten Veränderungen nicht ohne tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen in den Industrieländern möglich ist. Gefordert sind deshalb ein Engagement für 'neue Produktionsformen und Lebenszusammenhänge‘, ein 'nicht -ausbeuterisches Verhältnis zur Natur‘ und der 'Kampf der Frauen gegen ihre Entmachtung und Entwürdigung durch patriarchale Strukturen‘ und die grundsätzliche Infragestellung unserer Konsum- und Lebensgewohnheiten.“

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen