Skandal um Kohl

Ein schrecklicher Verdacht überschattet Olympia  ■  FLIPS & FLOPS

Kaum ist Ben Johnson goldlos und überstürzt nach Kanada zurückgekehrt, erschüttert schon ein neuer entsetzlicher Skandal die 24. Olympischen Sommerspiele: Helmut Kohl soll bei Abfassung seiner Glückwunschtelegramme an die bundesdeutschen Florett-Fechterinnen und an den „Deutschland -Achter“ (Kohl) gedopt gewesen sein. Dies vermuten Experten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nach einer eingehenden stilistischen Probe der beiden kanzlerschen Exponate. Nachdem auch die Gegenprobe ein positives Ergebnis brachte, waren sich die Fachleute einig: Solche Texte können unmöglich ohne Einnahme verbotener Drogen zustandegekommen sein.

Auch an der Authentizität der beiden Dokumente herrscht kein Zweifel. Ein Insider: „Solch ein Blödsinn wäre nicht einmal seinem Ghostwriter eingefallen.“ Rätselraten gibt es in Expertenkreisen noch über die genaue Zusammensetzung des Mittels. Ein kanadischer Dopingspezialist zeigte sich ratlos: „Mir ist kein Mittel bekannt, daß solch verheerende Wirkungen hervorruft.“

Aus dem Bundeskanzleramt war in ersten Verlautbarungen nur betretenes Schweigen zu hören. Erst nach Stunden fand sich Regierungssprecher Ost zu einer ersten Stellungnahme bereit und versuchte die Sache herunterzuspielen. Bei der an die drei Schloßhunde von Tauberbischofsheim gerichteten Formulierung „Es war beeindruckend, Sie in gemeinsamer Freude bei der Siegerehrung zu erleben“ habe sich der Kanzler „halt nichts gedacht“, und der besondere Gefallen, den er an den „spannenden Bord-an-Bord-Kämpfen“ bei den Ruderern fand, sei einem Irrtum geschuldet. Kohl habe geglaubt, daß die zufällige Kollision zweier Boote bei einem Vorlauf zum Wettkampf gehört hätte.

Vom Bundeskanzler selbst war nur eine kurze Stellungnahme zu erhalten, bevor das Kanzleramt eine totale Nachrichtensperre verhängte: „Welche Fechterinnen? Ich kann mich an nichts erinnern. Das muß ein Kompott sein.“

Gesprächiger waren südliche Kollegen. „Ich kann nicht verstehen, wie er sich erwischen lassen konnte“, wetterte Franz-Josef Strauß, während Friedrich Zimmermann einen anderen Aspekt der Affäre beleuchtete. Der Innenminister hatte selbst ein Telegramm abgeschickt, beteuerte jedoch: „Ich habe nichts genommen, da schwöre ich jeden Eid.“

Während die politischen Kreise in Bonn noch rotieren, bahnt sich bereits neues Unheil an: Die heulenden Irrwische aus Tauberbischofsheim haben schon wieder Gold gewonnen.

Matti